Re: Paul Weller – "22 dreams"

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j-w
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maximum rhythm & blues

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Habe sie heute jetzt schon viermal gehört und finde großen Gefallen an dem Werk. Wobei ich auch klar sagen muss, dass mich As is now noch mehr begeistert hat – aber ich finde es toll, dass Weller eben nicht die gleiche Schiene weitergefahren ist und einen anderen Ansatz gewagt hat, der zwar schon (vor allem in der zweiten Hälfte) seine Längen hat und auch Übersongs wie Come on let’s go oder Floorboards (die halt bei As is now als Singles gewaltig gepunktet haben) nicht unbedingt dabei hat. Trotzdem ist dieser Gemischtwarenladen sehr stimmig in Szene gesetzt worden und macht mir auch Spaß ohne skippen durchzuhören. Die Instrumentals stören mich dabei keineswegs, die haben auch auf Wildwood diese spezielle Stimmung erzeugt, das funktioniert für mich auch hier wieder hervorragend.
Lite nights hat in der Studiofassung gegenüber der Liveversion der letzten Tour und dem Demo (von der Special Edition) gewaltig gewonnen. Vor allem die Stimme von Hannah Andrews wertet den Song sehr auf. Wunderschöner English-folk in Kontinuität zu dem tollen All on a misty morning von As is now.
22 dreams rockt und groovt mitreißend. Klasse Nummer, warum die nicht die Leadsingle war weiß ich wirklich nicht.
All I wanna do ist auch klasse, classic Weller – so kennen und lieben wir ihn!
Have you made up your mind ist für mich als Single-Auswahl der erste Fehler seit Heliocentric, der Song ist okay, aber zieht als Single (habe die Single auch!) überhaupt nicht.
Empty ring ist toll, aber bedient sich reichlich bei Above the clouds! Trotzdem toll.
Invisible ist der erste Song auf dem Album, auf dem er zeigt, dass er fast keinen Mick Talbot mehr bräuchte um die erste Seite von Confessions noch mal live aufzuführen. Schöne Nummer.
Song for Alice ist wenn man Alice Coltrane nicht kennt vielleicht nicht so bedeutend – auf jeden Fall jedoch ein feiner Link hin zu
Cold Moments bei dem man sofort Whitey heraushört, schade, dass er nur auf dem einen Track dabei ist. Ganz tolle Nummer, die mir außerordentlich gefällt, hoffentlich ergibt sich nochmal die Gelegenheit die live mit Whitey zu hören!
The dark pages of September lead to the new leaves of spring und auch in den folgenden Song Black river, den ich schon als Filpside von der Coxon-Kooperationssingle kenne und auch da nicht so doll fand.
Why walk when you can run ist dagegen wieder sehr gelungen.
Push it along kommt mit für Weller-Verhältnissen ungewohnten (Uh! Ah!)-Backgoundvocals, funktioniert aber prima und bringt eine weitere Farbe in das bunte Songgemälde.
A dream reprise ist ein schöner Übergang in Echoes round the sun, der Track, der von der Single bereits bekannt war und in Zusammenarbeit mit Noel’n’Gem entstand. Hat was die Nummer. Auch wenn die eingangs hier (von wem eigentlich nochmal?) sehr treffend als Mischung zwischen Hercules und Woodcutters son bezeichtnet wurde.
One bright star ist die Latinnummer, die mich aber überraschenderweise nicht nervt, sondern mir gar gefällt. Was der Paul nicht alles hinbekommt!
Lullaby für Kinder ist wieder Paul am Confessions-Piano – zieht nicht unbedingt die Wurst, ebensowenig wie Where ye go, das darauf folgt.
Nun kommt der spoken-word-track God, spoken by Aziz Ibrahim, zum Glück – von Weller gesprochen wäre das glaube ich ganz schlimm geworden so ist es – na ja was eigentlich? Kunst. Genau Kunst. Aber stimmungsmäßig okay.
111 zeigt Paul zwischen Krautrock und arty-farty. Durchaus verzichtbar. Sea spray ist dann ein halbwegs okayer aber letztendlich doch irgendwie mauer Abschied, nein nicht ganz, es folgt noch ein ebenso verzichtbares Night lights, wohl lediglich dem Wortdreher geschuldet.

Gegen Ende geht dem Album die Luft aus, aber die ersten zwei Drittel bereiten auch großes Vergnügen! Erster Eindruck: ****!

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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue