Re: Meine Klassiker

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scorechaser

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„Pickpocket“, Frankreich, 1959, B/W, 75 Minuten

Außer vielleicht Carl Theodor Dreyers „Gertrud“ kenne ich (zumindest bis zu diesem Zeitpunkt) keinen Film, der formal derart rein daher kommt. „Pickpocket“ ist in seiner Schlichtheit (im positiven Sinne) bewundernswert, und schafft das seltene Kunststück Mitleid und Mitgefühl mit seinen Figuren zu hegen, obwohl es in dem Film keinen einzigen „sympathischen“ Helden gibt.

Der Film hatte es zu seinem Startzeitpunkt nicht leicht, wurde schnell in die Arthouse-Ecke gedrängt. Dieser düstere Film, bei dem noch nicht einmal tagsüber die Sonne zu scheinen scheint, erzählt die Geschichte des mittellosen Michel, der durch seine Geldknappheit zum Stehlen gezwungen wird. Von einem Polizeiverhör nicht entmutigt, findet er Gefallen an dem „Job“, und verfeinert seine Tätitgkeit im Laufe des Filmes. Er freundet sich mit einem Taschendieb ein, der ihn in die Kunst des Stehlens einweist. Seine Mutter liegt im Sterben, und wird von einer Nachbarin gepflegt, in die sich Michel verliebt…

Zu loben sind auch hier die Schauspieler. Aleln voran natürlich Matin LaSalle und Marika Green (die übrigens die Tante von Eva Green ist), die hier eine realistische Meisterleistung bieten.

Bressons Film scheint eher ein Dokumentarfilm in Form einer Spielfilmhandlung zu sein, so realistisch inszeniert er seine Geschichte. Ohne große Effekte erzählt Bresson von den einfachen Leuten, von denen die in der Gesellschaft nicht ihren Platz gefunden haben. Dennoch ist er trotz seiner Düsterheit und seiner Stringenz ein fesselnder, ein wichtiger Film. Und wenn ich hier in dieser Rezension das Wort „realistisch“ zu oft verwendet habe, möge man mir verzeihen, denn „Pickpocket“ ist in der Tat einer der wahrhaftigsten Filme, die das Kino hervor gebracht hat.

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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra