Re: Meine Klassiker

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scorechaser

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„Babel“ USA, 2006, 148 Min, Farbe
R: Alejandro González Iñárritu, DB: Guillermo Arriaga, M: Gustavo Santoallala, Schnitt: Douglas Crise, Stephen Mirrione, Kamera: Rodriego Pietro

D: Brad Pitt, Cate Blanchett, Gael Garcia Bernal, u.v.a.

Immer mal wieder gibt es Filme, die einem im Gedächtnis hängen bleiben, lange nachdem man das Kino schon längst verlassen hat. Einer dieser Film ist für mich „Babel“, des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Iñárritu. Basierend auf einem Drehbuch von Guiellermo Arriaga inszenierte Iñárritu einen gewaltigen, mehrere Kontinente umspannenden, aber dennoch intimen Film, der geschickt aber nie klischeehaft versucht zu erklären, wie die Welt zusammen hängt.

Das wohlhabende amerikanische Ehepaar Richard und Susan reisen durch Marokko, um ihre Ehe zu retten. Daheim wartet das mexikanische Kindermädchen auf die Rückkehr des Ehepaares, steht doch am Abend die Hochzeit ihres Sohnes an. Doch aös Susan von einer Kugel getroffen wird, und zu sterben droht, wird nicht nur für diese Familie das Schicksal auf eine harte Probe gestellt…

Meisterhaft zeigt Iñárritu das Mosaik auf, das sich durch diesen kleinen Zwischenfall entfaltet. Wie die Theorie des Schmetterlings, der am anderen Ende der Welt mit seinem Schlag den Wind beeinflussen kann, schildert Iñárrituauf mehreren Ebenen das ganze Ausmaß der Tragödie. Dabei reisen wir mit ihm fast um den ganzen Erdball. In einer Episode beobachten wir die Tochter des japanischen Waffenhändlers, die durch ihre Taubheit eine ganz andere Sicht auf die Welt hat. Oder wir verfolgen die Irrungen und Wirrungen des mexikanischen Kindermädchens, die mit ihrem Neffen und den Kindern des Ehepaares durch die Wüste irrt, um nach Hause zu gelangen, während Richard in Marokko um das leben seiner Frau kämpft…

„Babel“ überzeugt auf ganzer Linie. Stilistisch ist der Film brillant, erinnert er doch besonders im Schnitt sehr stark an die Filme des Michael Mann. Der Film ist äusserst realistische ausgestattet, und kommt gerade in den in Marokko spielenden Szenen wie ein Dokumentafilm her. Die Schauspieler sind allesamt herausragend, besonder hervor heben möchte ich hier die beiden marokkanischen Jungen, die die denkbar undangbarste Aufgabe haben, und diese mit wahrem Leben füllen. Aber auch Brad Pitt und Cate Blanchett überzeugen in ihren Rollen, sowie Gael Garcia Bernal, der einen sehr gebrochenen und widersprüchlichen Charackter intensiv darstellt. Großes Lob gebührt auch Adriana Barraza, die das Kindermädchen sehr sensibel spielt.

Iñárritus „Babel ist für mich sicherlich einer der besten Filme des Jahrzehnts und großes, aber dennoch intensives Weltkino.

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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra