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„Barton Fink“
R, B: Joel, Ethan Coen, K: Roger Deakins, M: Carter Burwell, PD: Dennis Gassner, USA, 1991, Farbe, 116 Min.
„Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht
und man siehet die im Lichte
die im Dunkeln sieht man nicht.“
Dieser Spruch von Bertold Brecht aus seiner „Dreigroschenoper“ passt wohl im Bereich der Filmjobs zu keinem besser als zu dem Drehbuchautoren, der meist alleine in seinem Kämmerlein vor einer Schreibmaschine (heutzutage vor einem Computer) und einem leeren Blatt Papier sitzt, und versucht eine Geschichte zu erfinden, die es so vorher noch nicht gegeben hat.
Die beiden Regie-Exzentriker Joel und Ethan Coen, die zu den originellsten und produktivsten Filmemachern Hollywoods zählen, hatten genau dieses Problem, als sie am Drehbuch zu „Miller´s Crossing“ (ihrem Mafiafilm) saßen. Totale Schreibblockade, nichts ging mehr. Um sich abzulenken, erfanden die Brüder die Geschichte des Theaterautoren Barton Fink, der eben an dem selben Problem leidet.
New York, 1941: Nach der gefeierten Premiere seines neuesten Stückes erhält der Stückeschreiber Barton Fink (genial gespielt von John Turturro) einen Anruf aus Hollywood. Sein Erfolg ist bis dorthin vorgedrungen, und der Produzent Jack Lipnick (grandios überzeichnet dargestellt von Michael Lerner)
hat einen Job für ihn. Die Produktion eines Wrestling-Filmes bereitet dem Studio Kopfschmerzen, und so wird Barton Fink angeheuert, das Drehbuch rundherum zu erneuern. Ein Traumjob, wie es scheint. Doch in dem Hotel, in dem er untergebracht wird, lernt er einige sehr skurille Leute kennen: Angefangen vom Portier Chet bis hin zu Charlie Meadows, seinem etwas merkwürdigem Nachbarn. Dann lernt Fink, als er eine Schreibblockade erleidet, den Schriftsteller W. P. Mayhew und dessen Frau kennen…
Dies ist nur eine kleine Inhaltsangabe, das sollte aber reichen, um Appetit zu machen. „Barton Fink“ ist wohl die schwärzeste aller Coen-Komödien, und quilt nur so über vor lustigen und tief-ironischen Ideen. Das Hotel Earl, in dem Fink absteigt, wurde oft als „Hölle“ bezeichnet, für die These gibt es im Film einige Anspielungen, die es zu entdecken gilt.
Die Kamera von Coen-Hauskameramann Roger Deakins ist grossartig geführt, die Musik von Carter Burwell sparsam und richtig eingesetzt. Die gesamte Darstellerriege spielt mit einem Enthusiasmus, das es eine Freude ist, ihnen zuzuschauen. Besonders hervorheben möchte ich hier John Mahoney, der den Schriftsteller an William Faulkner anlehnte.
Feines Kino, das in Cannes die Goldene Palme 1991 gewann. „Barton Fink“ ist gleichzeitig eine Hommage und eine Abrechnung an/mit Hollywood, und eine liebevolle Verneigung vor der guten alten Zeit der Traumfabrik. Der Film ist ein Höhepunkt im Schaffen der Coen-Brüder, und eine der schwärzesten und lustigsten Komödien über die Traumfabrik. Feines Kino, das in Cannes die Goldene Palme 1991 gewann.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra