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„Zodiac“ (David Fincher, 2007)
„Ich bin der Mörder des Taxifahrers drüben an der Ecke Washington Street und Maple Street gestern Abend, zum Beweis ist hier ein blutgetränktes Stück seines Hemdes. Ich bin derselbe Mann, der die Leute nördlich der Bucht fertiggemacht hat.“ (Brief vom 13. Oktober 1969)
David Fincher gilt seit seinem zweiten Film „Se7en“ vor 13 Jahren als unglaubliches Regietalent. Sein Debutfilm „Alien³“ war ein kolossaler Flop, was aber mehr an dem Studio als an seinem Regisseur lag. Mit dem bereits erwähnten „Se7en“ rehabilitierte sich Fincher, und schuf in der Folge solche aussergewöhnlichen Filme wie „Fight Club“, „The Game“ und „Panic Room“. Sein neuester Film „The Curious Case of ‚Benjamin Button“ vereint ihn wieder mit seinem Hauptdarsteller Brad Pitt, der einen Mann spielt, der alt geboren wird und daraufhin in seinem Leben jünger wird. Der Fim basiert auf einer Kurzgeschichte von F. Scott Fitzgerald.
Mitte der 60ger Jahre passieren mehrere merkwürdie Morde, meistens an Paare. Der Mörder nennt sich „Zodiac“ und treibt jahrelang sein Unwesen.
Die Journalisten Robert Graysmith (der eigentlich Karikaturist ist) und sein Kollege Paul Avery recherchieren zusammen mit den beiden Polizisten Dave Toschi und Bill Armstrong den Fall. Für Graysmith wird die Mordserie immer mehr zur Obsession…
Der Mörder wurde nie gefasst. Lange galt Arthur Leigh Allen als Hauptverdächtiger, der bereits 1971 von der Polizei verdächtigt wurde. Der echte Graysmith, der immer wieder Drohanrufe bekam, schwört noch heute, das diese Anrufe aufhörten, als Allen 1992 starb.
Es ist nicht schwer zu erraten, welcher Film David Fincher als grosses Vorbild für seinen Thriller sah. „Zodiac“, der eine Mischung aus Polizei-und Zeitungsfilm ist, weist mehr als deutliche Züge zu Alan J. Pakulas großem Klassiker „All the President´s Men“ auf, in dem Dustin Hoffman und Robert Redford den Watergate-Skandal von Präsident Nixon untersuchten. „Zodiac“ spielt ebenfalls häufig in den Räumen des San Francisco Chronicles, und hält sich auch mehr mit den Zeitungsleuten als mit den Polizisten auf.
„Zodiac“ ist nicht nur eine spannende Serienmördergeschichte, sondern auch ein umwerfend ausgestattetes Zeitportrait der 60er und 70er Jahre. Peinlich genau kreirten Fincher und sein Production Designer Donald Graham Burt die Zeit nach, und schufen so ein authentisches Feeling. Überraschend war die Wahl des Komponisten. Anders als bisher für Howard Shore entschied sich Fincher dieses Mal für den Komponisten David Shire, der in den 70er Jahren eine große Karriere hatte. Unter anderem schrieb er die Musik zu „The Taking of Pelham 123“ und „The Conversation“. Shire komponierte einen kalten und
minimalistischen Score, der den Film atemberaubend gut unterstützt.
Die Schauspieler agieren alle auf hohem Niveau. Jake Gyllenhaal brilliert als junge Karikaturist, dem der Mordfall zur Obsession gerät und dabei sein Leben aufs Spiel setzt. Robert Downey Jr. als Mentor und Freund hat einen eher ruhigern und zurückhaltenden Part, weiss diesen aber sehr fein und nuanciert auszufüllen. Sehr witzig ist Brian Cox als Psychiater Melvin Belli, der sogar mal in einer frühen Star Trek Folge auftrat.
Als eine der grausigsten Szene dürfte wohl die am See gelten, obwohl diese in geißendem Tageslicht spielt, nicht unähnlich seiner Schlussszene in seinem ersten Meisterwerk „Se7en“. Er ist trotz seiner immerhin 156 Minuten keine einzige Sekunde langweilig. „Zodiac“ ist mehr als eine einfache Killergeschichte. Dieser Film ist schlicht und einfach David Fincher reifster und bester bisher. Man darf sehr gespannt auf „The Curious Case of Benjamin Button“ sein, der im Januar in unseren Kinos anlaufen wird.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra