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„Fargo“ (Joel Coen, Ethan Coen, 1996)
Die beiden Coen Brüder Joel und Ethan gelten als die „Aussenseiter“ Hollywoods. Ihre Filme sind oft am Rande der Gesellschaft angesiedelt, ihre Figuren zumeist skurill und überhaupt nicht dem Mainstream angeheftet.
Oft sind ihre Figuren regelrechte Verlierer. Der Theaterschreiber Barton Fink, der erst zu spät merkt, das er seine Seele an Hollywood verkauft hat. Gabriel Byrne´s Tom Reagan, der in „Miller´s Crossing“ zwischen zwei rivalierenden Banden steht. Oder Tim Robbin´s Norville Barnes in „The Hudsucker Proxy“ als Marionette für den Firmenboss Paul Newman dient. Den Coens interessieren nicht die Mächtigen. Sie fühlen mit dem normalen Menschen, der oft auf eine Reise geschickt wird, die sein Leben von Grund auf verändern wird.
Im tiefverschneiten Fargo, im US Bundesstaat Minnesota, geht der Autoverkäufer Jerry Lundegaard pflichtbewußt seiner Arbeit nach. Er ist in dem Geschäft seines Schwiegervaters angestellt, der ihn immer wissen lässt, was er von ihm hält. Jerry ist unzufrieden. Er plant ein eigenes Geschäft, doch da ihm das Geld fehlt, heuert er zwei schräge Typen an, die für ihn seine Ehefrau entführen sollen, um von seinem Schwiegervater Geld zu erpressen. Doch auch der perfekteste Plan hat seine Haken, und es bleibt nicht nur bei einem Toten…
Die Coens wurden dieses Jahr für ihren neuesten Film „No Country for Old Men“ mit mehreren Oscars ausgezeichnet. Sie sind Publikumslieblinge, und ihre Filme haben sich eine breite Fanbasis erkämpft. Ih 1996 entstandender moderner Film Noir wird mit zu den besten gezählt, was die Coens in ihrer über 20 jährigen Karriere gedreht haben. In der kalten und unwirtlichen Landschaft Minnesotas erzählen sie eine heiße Geschichte von Mord, Verrat und schwangeren Polizistinnen, der immer wieder von ihrem skurillen und hintersinnigem Humor durchbrochen wird.
Die schauspielerischen Leistungen, allen voran Francis McDormand als schwangere Ermittlerin und William H. Macy als typischer Coens-Loser sind von einer selten gezeigten Brillanz und Schärfe. Es tauchen wieder einige Coens Regulars auf, so zb Steve Buscemi und auch Frances McDormand. Das Drehbuch der Brüder ist pointiert und zeichnet ein lustiges, aber nie sich lustig machendes Bild von den Figuren ihrer Geschichte. Der Schauplatz ist einer der originellsten im Coens-Kosmos und schafft zusätzliche Spannung. „Fargo“ ist ein wahres Meisterwerk der Kinokunst. Er schafft es immer wieder auf die obersten Plätze sämtlicher Filmhitlisten. Der Film basiert allerdings nicht auf einer wahren Geschichte, wie die Coens am Anfang des Filmes es uns weis machen wollen. Dies ist wieder nur einer ihrer skurillen Einfälle.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra