Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Filme › Meine Klassiker › Re: Meine Klassiker
„Unforgiven“ (Clint Eastwood, 1992)
Das Western Genre galt als tot. Sicher gab es immer wieder kleine Ausflüge in das uramerikanischste aller Genres, doch lange hielt diese Auflebung nicht an. 1989 inszenierte Kevin Costner sein Indianerepos „Dances with wolves“, das ein großer Erfolg an den Kinokassen und bein den Kritikern wurde. Ausserdem räumte der Film bei den Oscars groß ab.
David Webb People´s Drehbuch zu „Unforgiven“ zirkulierte schon einige Zeit in Hollywood herum. Doch keiner wagte sich an dieses Genre. Selbst Clint Eastwood lehnte den Stoff immer wieder ab, da sein Drehbuchleser ihm sagte, das Skript sei nicht gut.
Der Farmer William Munney lebt mit seinen beiden Kindern auf einer abgelegenen kleinen Farm. Seine Frau starb vor einigen Jahren an einer Krankheit, und seitdem zieht er die Kinder alleine groß. Sie wissen nichts von seinem Vorleben als Killer. Als ein Fremder bei ihm auftaucht, und ihn bittet einen Auftrag anzunehmen, lehnt Munney erst ab. Erst als er hört, das eine Prostituierte brutal vergewaltigt und fast getötet wurde, willigt Munney ein. Mit einem Freund aus seinen alten Tagen macht sich Munney auf in das Städtchen in Wyoming.
In einer der besten Szenen sagt ein Mann zu Eastwood: „You just shot an unarmed man.“. Eastwood antwortet nur: „Well, he should have armed himself“. Sein Protagonist ist ein Antiheld, fast schon ein Bösewicht. Munney hat früher alles ermordet, was ihm in den Weg kam. Doch jetzt plagt ihn sein Gewissen, und er hat den Job an den Nagel gehängt. Der Westen ist keine glorifizierte Sagenwelt mehr, sondern ein rauher und wirklichkeitsnaher Ort, in dem es nur ums Überleben geht.
Eastwoods meisterhafter Film, der 4 Oscars abräumte, ist sowohl ein Abgesang auf das Genre Western, als auch eine Huldigung. Eastwood, der durch das Genre berühmt wurde, huldigt hier seinen großen Vorbildern und widmet folgerichtig den Film am Schluss seinen beiden Mentoren Don Siegel und Sergio Leone. Dennoch zeigt er auch in eindringlichen und starken Bildern, das der Western sehr viel rauher war, als immer wieder gezeigt wurde. Der Film weist auch mit einigen der besten Leistungen seiner Nebendarsteller auf, so zb Richard Harris und Gene Hackman, die zwei regelrechte sons of bitches spielen.
Am Ende wird es keine Gewinner geben, und Munney kehrt desillusioniert und knapp dem Tod entronnen auf seine Farm zurück.
--
"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra