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„The Remains of the Day“ (James Ivory, 1993)
Man mag es kaum glauben, aber Regisseur James Ivory, der einige der „englischsten“ Filme überhaupt gedreht hat, ist ein geborener Amerikaner. Ivory, der immer wieder gesellschaftliche Porträits inszeniert, hat solche britischen Filme wie „Howard´s End“, „Maurice“ oder auch „A Room with A View“ gedreht. Seine Filme portraitieren meist die Oberschicht der englischen Bevölkerung und zeigen deren Probleme und Sorgen auf. Seine Filme werden nie wirklich groß gehyped oder beworben, doch hat sich Ivory mit seinen intelligenten und feinfühlig inszenierten Filmen eine eingefleischte Fangemeinde erworben.
In seinem 1993 entstandenen Werk „The Remains of the Day „schildert Ivory die Geschichte des Butlers Stevens, der in dem herrschaftlichen Ansehen seines Herren, Lord Darlington arbeitet. Stevens, der ein Butler der alten Schule ist, verrichtet peinlich genau und nach Vorschrift seinen Dienst. In den 30ger Jahren des vorigen Jahrhunderts droht Krieg, doch Stevens beschäftigt nur seine Arbeit. Auch die Haushälterin Miss Kenton, die eines Tages auf dem Gut auftaucht, kann den steifen und pflichtbewußten Butler nicht aus seiner Lethargie reißen. Während in dem Schloss Darlington große Geschichte geschrieben wird, und Darlington mehrere Vertreter verschiedener Nationen empfängt, verzweifelt Miss Kenton an ihrer Liebe zu Stevens. Erst viel zu spät bemerkt Stevens, daß das Glück direkt vor seiner Nase stand.
Anthony Hopkins und Emma Thompson zeigen hier mit ihre besten schauspielerischen Leistungen. Hopkins als introvertierter und arbeitswütiger Butler überzeugt ebenso wie Thompson, die die zebrechliche und romantische Miss Kenton stets mit Würde auszufüllen weiß. James Ivory, der britischste aller Amerikaner, inszeniert gefühlvoll und nie kitschig die Gefühlswelten dieser Menschen, und urteilt nie über den einen oder den anderen.
Sein Kameramann Tony Pierce-Roberts findet immer wieder tolle Einstellungen von dem Schloss und der wunderschönen brititschen Landschaft. Keine Angst, auch wenn die Inhaltsangabe sehr nach Rosamunde Pilcher klingt, dieser Film ist Gott sei Dank meilenweit von den Klischee´s und dem Kitsch dieser Filme entfernt. Wer sich für Geschichte, Romantik oder auch die englische Lebensweise interessiert, sollte sich dieses wunderbar leise Meisterwerk nicht entgehen lassen. The dinner is served, Sir!
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra