Re: Bill Callahan, 18.05.08, Postbahnhof Berlin

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declan-macmanus

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Bill Callahan & Alasdair Roberts, Brotfabrik Frankfurt, 20. 5. 2008

Dass wir den größten Teil des Roberts-Sets verpasst haben, ist wirklich sehr ärgerlich. Das, was ich gesehen habe, hat mir nämlich ausgesprochen gut gefallen. Der Gesang, der schottische Zungenschlag, das Gitarrenspiel – alles sehr einnehmend. Von den wenigen Stücken, die wir hören durften, hat mich neben dem unglaublichen Finale, das der Käpt’n schon beschrieben hat, vor allem ein Song begeistert, der laut aco-braco von „Farewell Sorrow“ stammt, und in dem ein „pier“ eine Rolle spielt (Kann mir jemand sagen, welches Stück das gewesen sein mag?).

Auf dem Weg zur Toilette waren „No Earthly Man“ und „The Amber Gatherers“ noch beide erhältlich. Auf dem Weg zurück war nur noch zweitere da. Schade.

Roberts war noch so freundlich mir die frisch erstandene LP zu signieren, sprach aber so unglaublich leise und wirkte dabei so verschüchtert, dass wir davon absahen, ihn in ein weiteres Gespräch zu verwickeln.

Das Set von Callahan war fast dasselbe wie in Köln, nur dass „Blood Red Bird“ das Konzert (übrigens ganz gewaltig gut) eröffnete, „Sycamore“ fehlte, „Bloodflow“ das reguläre Set und „Cold Blooded Old Times“ den Zugabenteil beschloss.

Besonders gut funktionierten die schnelleren Nummern: Neben „Cold Blooded Old Times“ war vor allem „Diamond Dancer“ ein Höhepunkt – so gut hatte ich das nicht in Erinnerung. Einige der ruhigen gingen leider nicht so gut auf – ausgerechnet „Teenage Spaceship“ war aus meiner Sicht das schwächste Stück des Abends. Das fehlende Piano in „Rock Bottom Riser“ hingegen wurde vom zweiten Gitarristen gut aufgefangen. Sehr schön auch, zu sehen, wie Roberts bei „Let Me See the Colts“ den Bauch einer Flasche Bitburger zum Bottleneck umfunktionierte. Leider verlor sich das klangliche Ergebnis mehr und mehr, je weiter der Song voranschritt.

Callahan war weniger stoisch, als ich erwartet hatte. Während der Stücke hielt er zwar die Augen die meiste Zeit über geschlossen und führte dabei einen eigenartigen Tanz auf. Zwischen dern Stücken machte er einige knappe und sehr trocken witzige Bermerkungen, bei denen ihm ein Grinsen über das Gesicht huschte.

Rätselhaft war eine Radioübertragung (?), die zu Beginn des Konzerts und teilweise in den Pausen leise über die Boxen zu hören war. Die Musiker grinsten sich zu Beginn deswegen lausbübisch an. Ich habe nicht ergründen können, was das sollte.

Insgesamt ein sehr gutes Konzert, das leider schlecht besucht war. Und über das größtenteils verpasste Roberts-Set werde ich mich wohl noch lange ärgern. Als kleine Wiedergutmachung habe ich mir heute morgen auf der Drag City-Homepage „No Earthly Man“ und „Farewell Sorrow“ bestellt.

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Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]