Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bill Callahan, 18.05.08, Postbahnhof Berlin › Re: Bill Callahan, 18.05.08, Postbahnhof Berlin
Wahrlich eine Schande, dass ihr für euren Bericht noch keine lobenden Worte erhalten habt, team-love. Sehr treffend und schön beschrieben, auch aus der Warte des Kölner Konzertes gestern Abend im Gebäude 9 heraus, dass nicht so gut besucht war wie vor drei Jahren, als Callahan dort noch als Smog unterwegs war.
Ich übe mich wegen der guten Vorarbeit ein wenig in Bescheidenheit und schreibe gar nicht mehr viel. Vielleicht erst mal, dass gestern Abend J. Mascis unter der Zuschauern war, der heute hier in Köln sein Konzert mit Dinosaur Jr. geben wird. Eine gelungene Überraschung für viele (auch für mich), die den pummeligen Gitarristen und Sänger zunächst mal im Vorraum entdecken konnten. Nach dem mir viel wichtigeren Lou Barlow habe ich dann auch noch Ausschau gehalten, aber er war nicht auszumachen.
Der Abend, er bedeutete für mich nach dem Verlassen des Gebäude 9 das beste Konzert seit drei oder vier Jahren. Aufgeregt war ich im Vorhinein wie lange nicht mehr, immerhin standen da mit Alasdair Roberts und Bill Callahan gleich meine beiden Lieblingskünstler überhaupt auf einer Bühne. Auf Ersteren war ich ein Stück weit mehr gespannt, da ich Roberts bisher noch nicht live sehen konnte. Und er hat meine Erwartungen mit seinem nicht zu kurzen Soloakustikset bis ins Allerletzte erfüllt. Es ist immer wieder schön zu sehen und vor allen Dingen zu spüren, dass die Vergabe des Wortes „Lieblingskünstler“ berechtigt und verdientermaßen Hand und Fuß hat – und das galt für beide Musiker an diesem Abend. Aber kurz zurück zu Roberts: Auch als er zwei neue Songs anstimmte, gingen diese mir sofort in Fleisch und Blut über, was live eigentlich so gut wie nie passiert, wenn es zu persönlichen Uraufführungen kommt. Das beweist mir eben noch mal mehr, dass ich bei diesem Mann gut aufgehoben war und bin. Wahrlich grandios war Roberts Abgang mit „A Lyke Wake Dirge“, als er plötzlich und sehr überraschend damit begab, sich selbst noisig und lautstark zu samplen und die Zuschauer mit wildem wie einnehmendem Getöse allein ließ. Wohl als Ersatz für die fehlenden Chöre und polternde Rhythmustruppe, die man in der Originalversion auf „No Earthly Man“ zu hören bekommt.
Zu Callahan kann ich gar nicht mehr viel sagen, ihr habt mir die Beschreibung der Musik bestens abgenommen. Seine herben, monotonen Gesichtszüge verraten wie immer nie wirklich viel und könnten darauf schließen lassen, dass man dem Unsymphat schlechthin unterworfen ist, doch ein Lächeln (und kurzes Flachsen mit Ali Roberts, der für „Let Me See The Colts“ auf die Bühne kam) verrät mehr als jede andere mimische Geste.
Zum Schluß vielleicht noch ein Wort zum Bassisten. Wir waren ja der Meinung, dass es sich um einen weißen Snoop Doggy Dog handelte.
Ich habe zwar gestern nicht mitgeschrieben, aber ich glaube, dass ich Callahans Setlist zu seinem ca. 100-minütigen Auftritt noch hinbekomme. Falls es ein oder zwei Dreher geben sollte, bitte ich um Nachsicht. Vergessen habe ich allerdings nichts:
Teenage Spaceship
Our Anniversary
Diamond Dancer
Say Valley Maker
Blood Red Bird
I Feel Like The Mother Of The World
Rock Bottom Riser
Natural Decline
River Guard
Sycamore
Cold Blooded Old Times
Let Me See The Colts
Bloodflow
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detours elsewhere