Re: Deutschsprachige Musik

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kingberzerkDick, nur ein Versuch: „Sie liebt dich“ kommt nur mit i-Lauten aus, She ist schon weicher, loves hat einen dunklen Vokal und auch noch das hübsche v, bevor es mit dem s ausklingt (wie schnöde hingegen „liebt“) und mit dem you fahren die angelsächsischen Autoren ohnehin anders als ihre Kollegen in hiesigen Gefilden, sowohl klanglich als auch in der Bedeutung, denn you und du (und Sie) sind ja wieder ein neues Thema. Zudem haftet der Paarung der deutschen Worte mit dem englischen Yeah ein Beiklang nach Behelf an.

Hermeneutik: In Deutschland gehört, hatte „She loves you, yeah yeah yeah“ zu Beginn der Sechziger bestimmt eine andere Bedeutung als „Sie liebt dich“ (dieselbe semantische Bedeutung, aber dennoch eine andere Bedeutung im Sinne von Bedeutsamkeit) weil es durch die Fremdsprache einen größeren Raum für Imagination bot, Leute ausgeschlossen hatte (wichtig für junge Pop-Leute), die Hörer zu einer Gruppe assoziierte und einen Standpunkt und ein Statement bot (keine Magna Carta, aber ein Statement). Damals mehr als heute, wo dieser Aspekt weitestgehend an Relevanz verloren hat. Wie „She loves you“ textlich aber in England aufgenommen wurde, kann ich natürlich nicht sagen. Wahrscheinlich müsste man dafür aber auch im RS-Forum der Engländer schauen und nicht hier.

ich bin mir zwar nicht ganz sicher, in welche Richtung dein Post zielt, aber ich versuchs mal…

Dass „she loves you“ anders klingt als „sie liebt dich“ ist wohl unbestritten. Dass englische Texte anders aufgenommen werden als deutsche Texte auch, darüber diskutiere ich doch die ganze Zeit. Ich habe ja auch vor ungefähr 500 Posts schon geschrieben, dass ich die englische Sprache für leichter singbar halte. Es würde mich dennoch wundern, wenn irgendjemand, ob in Deutschland oder England oder Frankreich, unter „she loves you“ etwas anderes als „sie liebt dich“ verstehen würde – mit allen möglichen Schattierungen, die dieser kurze Satz haben kann.

Die eigentlich Frage ist doch, warum es völlig normal ist, dass eine Band derartige Banalitäten auf englisch singen darf, während ihr bei dem identischem deutschen Text vermutlich ein Hang zum Kitsch, Sentimentalität oder was auch immer unterstellt würde. Nicht umsonst hat latho ja festgestellt, dass der „Rosenstolz-Text ins Kitschige abgleitet“. Komischerweise ist man bei deutschen Texten viel schneller mit diesem Vorwurf als bei fremdsprachigen Texten. Die Konsequenz daraus ist, dass es ungleich schwerer ist einen vernünftigen deutschen Text zu schreiben als beispielsweise einen englischen – jedenfalls aus Sicht eines deutschen Muttersprachlers.

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