Re: Deutschsprachige Musik

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kingberzerk

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Was man also nicht erklären kann.

„Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“ wäre vielleicht noch etwas für das Literaturverzeichnis. In dem Buch „Das entfesselte Wort“, pardon: HEINZ SCHLAFFER – Das entfesselte Wort * * * * * (S. 59) gibt es auch für Seiteneinsteiger verständliche Aussagen, etwa:

Nietzsches Abhandlung, selbst ein Produkt der modernen Schriftkultur, hat das paradoxe Ziel, die Bedeutung der Schrift zu relativieren und ihren Primat in der Moderne abzuwerten, um die elementaren und extremen Zustände körperlich-psychischer Ekstase, die von den abstrakten Schriftzeichen verdeckt werden, offenzulegen und wieder ins Leben zurückzurufen. Nietzsche möchte dem sprachlichen, schriftlich fixierten Kunstwerk keinen höheren Rang zuerkennen als den einer späten, erstarrten Ablagerung vorsprachlicher, mimischer Tätigkeiten, des Tanzens und Singens.

Da höre ich schon wieder Phil Spector und den Text im Zusammengang mit dem Beat.

Dick, nur ein Versuch: „Sie liebt dich“ kommt nur mit i-Lauten aus, She ist schon weicher, loves hat einen dunklen Vokal und auch noch das hübsche v, bevor es mit dem s ausklingt (wie schnöde hingegen „liebt“) und mit dem you fahren die angelsächsischen Autoren ohnehin anders als ihre Kollegen in hiesigen Gefilden, sowohl klanglich als auch in der Bedeutung, denn you und du (und Sie) sind ja wieder ein neues Thema. Zudem haftet der Paarung der deutschen Worte mit dem englischen Yeah ein Beiklang nach Behelf an.

Hermeneutik: In Deutschland gehört, hatte „She loves you, yeah yeah yeah“ zu Beginn der Sechziger bestimmt eine andere Bedeutung als „Sie liebt dich“ (dieselbe semantische Bedeutung, aber dennoch eine andere Bedeutung im Sinne von Bedeutsamkeit) weil es durch die Fremdsprache einen größeren Raum für Imagination bot, Leute ausgeschlossen hatte (wichtig für junge Pop-Leute), die Hörer zu einer Gruppe assoziierte und einen Standpunkt und ein Statement bot (keine Magna Carta, aber ein Statement). Damals mehr als heute, wo dieser Aspekt weitestgehend an Relevanz verloren hat. Wie „She loves you“ textlich aber in England aufgenommen wurde, kann ich natürlich nicht sagen. Wahrscheinlich müsste man dafür aber auch im RS-Forum der Engländer schauen und nicht hier.

Wenn ich versuche, mir eine Beatband von damals vorzustellen, würde ich mir denken, hätten sie etwas anders getextet. „Komm, gib mir Deine Hand“ ist klanglich schon mal ein weiterer Schritt nach vorn. Aber auf die Texte dieser Ära haben die Beatles später ja selbst nicht gerade gnädig zurückgeschaut – auch wenn sie klanglich gut funktionierten.

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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.