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gollumIch kenn‘ die Listen.
http://www.neueinsteiger.mfr-clan.de/Jahr-Index.html
Danke für den Link!
Leute glaubten, meine Mutter in das Wesen deutscher Sangeskunst einführen zu müssen mit Titeln, die ich in diesen Charts wiederfand – „Oh, mein Papa“ und „Wir wollen niemals auseinandergehn“ stehen für die grausamste Erinnerung daraus. Da klingt „So What“ von Miles Davis (1959) noch mal um einiges cooler als zuvor.
Aber einiges Lustige ist auch dabei. Getreulich hörte sie sich entsprechende Compilations an, keine glückliche Zeit im Haus der Berserker, so weit ich mich erinnere (bevorzugtes Medium: bespielt gekaufte MCs). Selbst die spätere Zwangsfütterung mit dem frühen Peter Maffay wurde mit Gleichmut ertragen, doch dann kam „Eiszeit“ und wir konnten ungerührt abschalten, zumal gleichzeitig das Konzert von Simon And Garfunkel im Central Park Einfluss fand.
Italienisch, Spanisch und Französisch haben dem Deutschen gegenüber beim Singen ebenfalls viele Vorteile, aber das klingt in diesem Thread weniger durch. Bemerkenswert finde ich in diesen Charts die Vielzahl der Titel aus den USA (leite ich jetzt einfach ungeprüft aus den Interpretennamen ab) in den Zeiten der Cholera.
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Das Metrum wurde ja schon angesprochen mit einem schönen Beispiel mit Phil Spector. Hab gerade mal aus Spaß den Text „Berlin“ von Ideal mitgeklopft. Ganz gut, oder? Die drei Zwischendurch-Akkorde nach „Ich fühl mich gut“ allerdings auch mitgedacht, gehört dazu.
Deutsche Dichtung in Liedforum zu übertragen war nicht immer ein glückliches Unterfangen. Zwar hatte Wilhelm Müller passende Verse gezimmert, die Schubert veredelte, doch hatten hingegen Beethoven und Brahms offenkundige Probleme, hohe Dichtung in Liedform zu zwingen („Wa-hai-net ni-icht, Trä-hä-nen der Lie-hie-be.“) – dann lieber Wagners „Hier sitz ich zur Wacht, wahre den Hof“. Müllers Strophen hatten offenbar den besseren Flow. In Deutschland pflegte man den Blankvers mit Lessing, Goethen und Kleist, aber Alexandriner wie von Corneille und Racine sind aber in der deutschen Dichtung selten, wenn’s nicht klappern oder hinken soll.
Der schnelle Tag ist hin, die Nacht schwingt ihre Fahn
Und führt die Sterne auf. Der Menschen müde Scharen
Verlassen Feld und Werk, wo Tiere und Vögel waren
Trauert jetzt die Einsamkeit, wie ist die Zeit vertan!
Der Port naht mehr und mehr sich zu der Glieder Kahn.
Gleich wie dies Licht verfiel, so wird in wenig Jahren
Ich, du, und was man hat, und was man sieht, hinfahren.
Dies Leben kommt mir vor als eine Rennebahn.
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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.