Re: Deutschsprachige Musik

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latho
No pretty face

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motörwolfFür mich nicht. Wer des Englischen auch nur halbwegs mächtig ist, sollte mitbekommen haben daß die Qualität der Texte der anglo-amerikanischen Bands im Schnitt nicht besser sind als als die der deutschen.

Sagt einer, der des Englischen gerade mal halbwegs mächtig ist?
Bin ich denn hier nur von Naturwissenschaftlern umgeben, die so etwas wie Sprache überhaupt nicht verstehen können?
„She loves you, yeah yeah yeah“ ist etwas anderes als „Sie liebt dich, yeah, yeah, yeah“, auch wenn Babelfisch das so ausspuckt. Sprachen funktionieren jeweils anders, man kann keine wortwörtliche Übersetzung eines Liedtextes der anderen gegenüber stellen und sagen, es wäre „gehaltlos“ nur weil das nicht „keine Aussage“ hat, wie irgendein kreuzlangweiliger Niedecken-Text. Dazu kommt noch, wie von Rossi angemerkt, die Tatsache, dass ein Liedtext im Verbund mit Musik wirkt, also alleine nicht stehen kann.

motörwolfGrade die russischen Charts wurden wohl aus politischen Gründen ignoriert, so wie fast alles, was aus der UdSSR kam. Ich bleibe dabei, es war kaum gezieltes Marketing für US-Pop nötig, um ihn hier populär zu machen. Dazu war es völlig ausreichend, das die US-Soldaten sich in Deutschland schnell sehr beliebt machten, schon mit solchen Kleinigkeiten wie dem Verschenken von Kaugummi und Schokolade. Außerdem wurden sie schnell als Bollwerk gegen die vollständige Besetzung durch sowjetische Truppen gesehen. Das alles hat die US-Kultur hier sehr beliebt gemacht.
Dazu kommt, daß irgendwann begonnen wurde, deutsche Volksmusik schon wegen des Wortes „Volk“ abzulehnen, da dieser Begriff durch die Nazis besetzt schien. Alles deutsche, auch die ganze Kulturgeschichte wurde als zwangsläufig auf den Holocaust zulaufend begriffen und abgelehnt, es entwickelte sich ein etwas verkrampftes Verhältnis zur eigenen Nation, Sprache und Kultur. Dagegen war doch der Rock’n’Roll und seine Nachfolger als Abkömmlinge „schwarzer“ Musik eindeutig unverdächtig.

Und so ein Stuss sollte erst recht nicht unwiedersprochen bleiben. Die Pop-Musik amerikanischer Provenienz sich hier durchsetzte, weil GIs Kaugummi verschenkten und wir hier politisch, militärisch und kulturell besetzt waren? Stimmt, denn in den Ländern, die die USA ebenfalls besetzten, also Großbritannien, Frankreich oder Italien setzte sich die Popmusik ja auch durch. Ach ja, und wegend es kleinen „Unfalls“ mit dem Holocaust, waren wir ja so unvernünftig verkrampft, dass sich Schoten wie Heino, Rudi Schuricke oder der hier schon gelobte Matthias Reim sich nicht durchsetzen konnten. Dann schon lieber die Negermusik, die mögen wir gerade hier in Deutschland ja viel lieber als rummusizierenden Deutschtümler. Merkst du eigentlich noch etwas?

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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.