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latho
Tut es in der Tat. „Deutsch-Pop“, meinetwegen „Deutsch-Rock“, über die Definition kann man sicherlich streiten (mehr noch über: „Schlager“). Aber „deutschsprachige Musik“? Sie singen auf deutsch, aber es ist nicht „deutschsprachig“?
Genau. Weil die Sänger keinen Bezug zur Sprache haben und sie auch nicht beherrschen. Die könnten auch klingonisch oder elfisch singen und wären deshalb auch keine Klingonen oder Elfen. Da fehlt eben jede Voraussetzung.
Schon richtig, wobei die Franzosen/Belgier einfach ein paar herausragende Künstler in ihren Reihen hatten, die auch sehr populär waren. Deren Künstler auch explizit Comics für Erwachsene schreiben. Es gab Anfänge (Beginn des 19. Jhds), eine Tradition, eine Szene, sich entwickelnde Qualitätskriterien, damit ein aufgeschlossenes Publikum und Verleger – alles das, was im deutschsprachigen Pop in meinen Augen noch unterentwickelt ist. Vielleicht wird’s ja noch ‚was.
Aber ich wundere mich schon über Deine Verdammung des Bildungsbürgertums, wo Du doch im „Kultursubventionsthread“ mich und andere am Untergang des Abendlandes hast arbeiten sehen, weil wir das Gießkannenprinzip ablehnten.
Du meinst in der deutschsprachigen Comic-Szene, vermute ich? Ich habe mal den ersten Band eines deutschen Comics gelesen, das für Erwachsene gedacht war (Titel habe ich vergessen) und es war entsetzlich. Ich glaube, die deutsche Comic-Kultur lässt (mit Ausnahmen) noch auf sich warten. Glückwunsch zum Erwerb von Transmetropolitan – so etwas auf deutsch wäre ein Traum.
Ich verdamme das Bildungsbürgertum nicht, ich kritisiere nur gewisse Erscheinungsformen. Als Jungendlicher war ich mit jemandem gut befreundet, der eines Tages alle seine Pop-CDs aus dem Haus warf und beschloss, fortan nur noch Klassik zu hören. Ich war baff, aber als ich eines Tages mit seiner herrischen Mutter sprach, begriff ich den Hintergrund: Die betrachtete Popmusik als wertlosen Dreck und fand, dass man das allenfalls als unmündiges Kind hören durfte, aber nicht als Erwachsener. (Mein Freund war nicht fremdgesteuert, ließ sich in dieser Sache aber beeinflussen.) Jedenfalls hat der entsprechende Freund sich Jahre später glücklicherweise wieder den Pop erschlossen, über Dylan.
Das Bildungsbürgertum hat auch seine guten Seiten, die ich jetzt nicht alle aufzählen will. Es hat aber Grenzen und blinde Flecken, die einfach für außerhalb der Zuständigkeit erklärt werden, eben Comics, Popmusik. Und das gilt auch heute noch, nimmt aber ab.
Was mich an der Kultursubventionsargumentation vor allem gestört hat, war eben gerade, dass manche die gänzliche Abschaffung von allen Subventionen für Kultur gefordert haben, mit der Begründung dass der Staat dafür nicht zuständig sei. Das war bei Dir in Nuancen anders, aber der Vorwurf ist eigentlich ein umgekehrter: Ich war durchaus bereit über gewisse Formen der Subvention zu diskutieren, nicht aber über deren Sinnhaftigkeit als Ganzes. Mit anderen Worten: Ich will kein Gieskannenprinzip, aber andere wollen ein Anti-Gieskannenprinzip, also die komplette Abschaffung und das lehne ich ab, halte es eigentlich nicht einmal für diskutabel.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.