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Herr Rossi
Diese Beispiele sind natürlich nicht „zeitlos“, man hört ihnen ihr Alter an. Aber als Zeitdokument und Lied finde ich etwa „Der Computer Nr. 3“ von France Gall hundertmal charmanter und pop-adäquater als beispielsweise Wolf Maahns „Rosen im Asphalt“ (nur zur Erinnerung, das reimte sich auf „… in dieser sauren Regenzeit …“), weil es nicht mit der Prätention des „ich bin ein echter Rocker und habe eine Botschaft“ einherging. Und genau da liegt das Problem mit CTTEs Beharren auf „R-O-C-K“, der angeblich grundsätzlich unvergleichbar, nämlich wichtiger und künstlerisch bedeutender sein soll als irgendwelcher Schlager.
Ich bin mir da nicht ganz so sicher, wenngleich ich mit solchen Kategorien wie „wertvoll“ und „wichtig“ nicht kommen würde. Ich finde auch: das Thema ist sehr vielschichtig und man kommt ihm nicht besonders nahe, wenn man die beiden Kategorien gegeneinander ausspielt.
Ich kann ein bisschen nachvollziehen, was CTTE und auch nail vielleicht meinen. Mir sind oft Komponisten und Macher begegnet, darunter Komponisten, die am Reissbrett Hits komponieren und Songschreiber, die ihr ganzes Herzblut in ihre Songs fließen lassen. Sieht man das alles nur aus dem Blickwinkel des veröffentlichen Produkts, mag der durchkomponierte Hit spritziger und frischer sein. Ein Anliegen transportiert er aber meistens nicht. Und wenn man Wolf Maahn dieses nicht abnimmt, dann hat er entweder keins oder bringt es nicht rüber. Das ist Pech für ihn. Aber Songs mit Aussage sind vielleicht auch etwas schwieriger zu dichten als „Der Computer Nr. 3“.
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)