Re: Deutschsprachige Musik

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mikko
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In der Nachwendezeit in den frühen 90er Jahren wurde deutschsprachige Pop- und Rockmusik wieder wichtiger und interessanter. Das lag natürlich zum einen am DDR-Erbe. Alle Musiker, die bereits in der DDR offiziell oder im Untergrund musiziert hatten, drängten nun auf den gesamtdeutschen Markt, zum Teil in neuen Formationen. Dazu kam das Nachholbedürfnis der DDR Bevölkerung, die ihre Idole aus dem Westen (allen voran Udo L.) nun auch live sehen wollte und konnte und alte und neue Tonträger en gros kaufte. Zum anderen war in der alten BRD eine neue Generation herangewachsen, für die internationale Popmusik etwas ganz Natürliches zum täglichen Leben Gehörendes war, die aber andererseits auch ein Bedürfnis entwickelte, eigene Belange in eigener Musik in der Muttersprache auszudrücken. Das wurde nun möglich, da eine Abgrenzung zu einer älteren Generation von Schlager und Volksmusik Hörern nicht mehr vordringlich war. Eher schon wollte man sich ganz allgemein vom Mainstream absetzen, der aber vielfach eben auch aus angloamerikanischem Rock und Pop bestand.

Zu den bedeutendsten oder interessantesten Bands der 90er Jahre gehören neben den aus der sogenannten Hamburger Schule hervorgegangenen Die Antwort, Nationalgalerie, Blumfeld, Tocotronic, Die Sterne, Die Braut Haut Ins Auge u.a. auch die Flowerpornoes, Die Tanzenden Herzen, aber auch Rammstein, Die Fantastischen Vier, Selig u.a. Ich will hier jetzt nicht alle erfolgreichen deutschsprachigen Bands der 90er aufzählen. Mit den genannten habe ich mich mehr oder weniger beschäftigt. Ich besitze allerdings von den meisten keine Platten (mehr). Meist finde ich von diesen Bands nur einzelne Tracks ganz gut. Insgesamt sehe ich sie alle – so unterschiedlich sie natürlich stilistisch und vom Ansatz sind – eher zwiespältig. Oft ist es letztlich die deutsche Sprache, der Inhalt eines Textes, der mich nervt. Das ist dann eben der Unterschied zu fremdsprachigen Texten, die man gut ausblenden kann, wenn man die Musik hört. Besonders bei Blumfeld gehen mir die lyrischen Ergüsse des Herrn Distelmeyer schwer auf den Keks. Das wurde auch nicht besser, als die Band musikalisch eine Wende zu Eingängigerem vollzog. Deshalb gefällt mir halt „Der Apfelmann“ am besten, weil hier locker flockige an alten Mustern des Rock’n’Roll orientierte Musik mit einem eher unernsten niedlichen Text verbunden wird. Die besten Tracks von Die Antwort und von Nationalgalerie machen das auf ähnliche Weise. Im besten Falle höre ich bei den genannten Kapellen gute, unprätentiöse deutschsprachige Rockmusik, die unterhält ohne sich aufzudrängen oder zu belehren, die manchmal sogar berührt. Oft höre ich leider auch das Gegenteil. Aufdringliche, belehrende, nervtötende oder unangenehm berührende Texte, deren musikalische Untermalung leider dann auch nichts mehr rausreißt.

Zur aktuellen deutschen Musikszene will ich jetzt gar nicht mehr viel schreiben. Sicher habe ich auch einige nicht unbedeutende Bands der letzten beiden Jahrzehnte übersehen. Ich kenne auch nicht alles Deutschsprachige aus dieser Zeit. Aktuell höre ich einzelne Tracks von Kante, Tocotronic, Dunkelrot, Zinoba, Kettcar ganz gerne. Und natürlich alles von Die Ärzte!

Generell muss ich aber noch mal betonen, dass ich wenn es um die Musik geht, die mir wirklich etwas bedeutet, die ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde, die halt zu meinen All-Time-Faves gehört, dass ich da wohl nichts Deutschsprachiges nennen könnte. Finnischsprachiges dagegen schon. Aber das gehört dann in einen anderen Thread.

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