Re: Portishead – Third

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IrrlichtWürde mich über eure Eindrücke zu den genannten Werken freuen. :-)

Zu Deiner Nachfrage im Musikalischen Tagebuch:

Mein Eindruck – nach ca. 5-6 Durchgängen mit größeren Abständen – bleibt gemischt.
Das etablierte, recht monochrome Konzept der 90er mit einigen Special Effects, Gimmicks und Dissonanzen aufzulockern, ist zwar durchschaubar, nutzt sich – wie meist – teils auch schnell ab (Machine Gun), hat aber was. Vielleicht höre ich inzwischen auch einfach zu abgeklärt, um – zB – hier gleich staunend überrascht oder von ein paar schrägen Tönen beeindruckt zu sein, da muss ich eher drüber unwillkürlich schmunzeln. Wirklich originell sind die so großräumig halligen wie mächtig erhabenen Schlusstöne des Albums: So würde es vielleicht klingen, wenn ein Raumschiff die Erde anpingt. Fühlte mich zwischendurch sowieso mitten in eine Art schwarz-weiß Kino mit opulentem Finale versetzt.

Hier und da entdecke ich Anklänge an die deutschen/englischen frühen 70er (überdeutlich: Small), in denen – oft zu – viel rumprobiert wurde. Anderes ist entfernt Björk-verwandt. Positiv, dass mit Deep Water ein kleines Stück englisch-grotesker Humor die dürre Ernsthaftigkeit durchbricht und sich Beth Gibbons mit ihrem verstört entrücktem Wehklagen in den höchsten Lagen wenigstens in einigen Songs merklich zurückhält. 2 der längeren Songs packen mich richtig.

Gesamt: Eine sehr gute ***er Wertung
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silence ***
hunter ***
nylon smile ***
the rip ***1/2
plastic **
we carry on ****1/2
deep water ****1/2
machine gun ***
small ***
magic doors ***
threads *****
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Sie sollten es sich aus meiner Sicht in der Nische „Musik für die Kunsthalle“ nicht allzu bequem machen, sich selbst keine Tabus verordnen und demnächst zeigen, dass Musik auch ein Ausdruck purer Lebensfreude sein kann. Sonst laufen sie noch Gefahr, von Arte und Aspekte vereinnahmt zu werden ;-) Wie wär’s mit einem Portishead Dance-Album? DAS würde ihre Fans vielleicht wirklich einmal herausfordern … bin überzeugt, sie könnten das sehr-sehr gut ohne dabei ihre Identität oder ihren innovativen Anspruch zu verwischen.

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