Re: Alben-Faves: Die Jahrgangsbesten

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Declan MacManusJa, mach mal bitte! Würde mich sehr interessieren und höchstwahrscheinlich mein Blut zum Schäumen bringen.

bitte sehr:

>>Elvis Costello – können 50 Millionen Elvis-Fans irren? von Tony Parsons

(…) Es ist der Elvis, der eine Reihe von antifaschistischen Songs geschrieben hat (das exzellente “Less than zero“, das abgründige “Night Rally“ und noch einiges andere, weniger gelungenere), derselbe Elvis, der die Hauptattraktion bei einem „Anti-Nazi-League“ Konzert war, der sich jetzt auf die Zunge beisst, weil er Schwarze „Nigger“ nannte. Und das alles in dem selben New Yorker CBS-Gebäude, in dem vor ein paar Monaten ein anderer Musiker dieses Labels herumschlich und den Elvis wie ein zu Tränen gerührter, vorpubertärer Fan bewundert. Es handelt sich um Joe Strummer von den CLASH, der dort war, um ihr zweites Album abzumischen. Strummer sagte über Costello: „Dieses Arschloch! Mir wird kotzübel!“. Das Arschloch, von dem Joe Strummer so übel wird, kam irgendwann vor 20 bis 30 Jahren als Declan MacManus auf die Welt. (…) und brachte 1977 “My Aim Is True“ heraus. Costello war ein Gast, der gerade rechtzeitig zur Punkrockparty erschien, obwohl er eigentlich Outsider war. (…) Wenn man Elvis Glauben schenken darf, war er ein absolut hoffnungsloser Fall was Frauen angeht, die Sorte, auf die die knackigen Männer am Strand mit dem Finger zeigen. Auch die Frauen lachten ihn aus, benutzten ihn oder ließen ihn sitzen. “Die beiden einzigen Dinge die mich interessieren, die einzige Motivation, die ich habe, um meine Songs zu schreiben, sind Rache und Schuld! Liebe? Ha! Ich weiss gar nicht, was das heisst, – wirklich – das gibt es auch nicht in meinen Stücken.“ (…)
Costellos Lieblingsband sind die CLASH. Ihn kümmert die Tatsache, dass die Texte der CLASH ein politisches Bewusstsein vermitteln, das auf gleicher Höhe mit einem 2-Wochen alten Hundescheißhaufen steht, recht wenig. Unser Elvis hat nichts zu tun mit all diesem pseudo-politischen Zeug! „Man wacht nicht morgens um 3 schweissbedeckt auf, weil man sich fragt, was wohl die Regierung macht. Man wacht auf und schreit ‚wo ist meine Freundin?‘ oder ‚Wo ist meine Frau?‘ oder ‚Wo ist mein Mann?‘ Gefühle sind in solchen Momenten ebenso sehr eine Frage von Leben und Tod wie politische Angelegenheiten.“
– andere Namen, El. Lass uns mit den SEX PISTOLS anfangen! „Ich schätze, ‚God save the Queen‘ ist die beste Rock ‚N‘ Roll Platte, die je gemacht wurde. 1977, während des Queen-Jubiläums, hab ich oft Fenster aufgerissen und die Platte so laut es nur ging gespielt, um meine Nachbarn zu quälen.“ – ach Elvis, du süßer kleiner Rebell! Patti Smith, Lou Reed? „Ich hab noch nie eine Note von denen gehört, aber ich verpasse es nie, Interviews zu lesen.“ – Van Morrison? Elvis lächelt spöttisch: „Ich habe ‚Astral Weeks‘ bis jetzt noch nicht gehört!“ – Ich auch nicht, aber das hält mich nicht davon ab zu wissen, dass du nach ihm klingst. Was meinst du zu THE WHO? „Jaaa… Townshends frühe Sachen auf alle Fälle. Ich meine ‚Substitute‘ ist ein perfekter Song, aber er verdarb es sich, als er zu raffiniert wurde, zu analytisch.“ – Elvis, der primitive Genius! (…) Ohne Zweifel behindert die Tatsache, dass Elvis mit dem Rest der Welt auf dem Kriegsfuß steht, seinen Fortschritt. Außerdem ist er ein Opfer der Tournee-Erschöpftheit – ausgedehnte Tourneen können dich um eine Million schwerer machen, während sie dir deinen Funken rauben. Wenn die Spannung weg ist, macht auch Reichsein keinen Spass. Und Songs wie „Green Shirt“, „Oliver’s Army“ und „Senior Service“ beweisen, dass seine Impotenz kein Werbegag, keine Pose und keine Marketing-Technik ist – nein, ‚it’s the Real Thing!‘ – die Impotenz, Elvis zu sein! Elvis klang einmal gequält und schmerzerfüllt, hier klingt er wie ein nörgeliger, schlechtgelaunter Schmollmund. Er sang einen Song wie „Two Little Hitlers“, obgleich er ein größenwahnsinniger Trottel war, der sich gerade daran machte, Russland im Winter zu überrennen, statt sich als leichtgewichtiges, kleines Poptalent auf die Straße zu begeben, um für ein Mittagessen zu singen. Er wollte schockieren, aber was dabei herauskam, war eine Art Alice Cooper für Pseudointelektuelle, er wollte sich zum Dorn im Auge machen und wurde zum Pickel am Arsch. Er wollte wie Bob Dylan sein, aber ‚it’s alright, Ma‘, er jammert nur.<< (q: SOUNDS 11/79, S. 44ff)

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