Ich wage jetzt mal die These, dass das vehemente Verfechten von Vinyl mit einer generellen Technologieskepsis einher geht. Es gibt ja – vereinfacht – zwei Typen Menschen: solche, die gegenüber neuen Technologien grundsätzlich aufgeschlossen sind (bis hin zu eigentlichen „Gadget Geeks“), und solche, die einer neuen Technologie zunächst mal mit Skepsis begegnen. Ich vermute, die strikten „Vinylisten“ sind die selben, die noch lange (oder immer noch) analog fotografierten, sich erst spät einen Computer kauften, sich nur widerwillig ein Mobiltelefon zulegten und Dinge wie das iPhone als unnütze Spielerei abtun. (Wenn man will, könnte man das auch auf – politisch aufgeladenere – Themen wie Gentechnologie usw. ausdehnen.)
Kurzum: Die Berufung auf die überlegene Tonqualität von Vinyl greift m.E. zu kurz. Ich glaube vielmehr, der „Vinylismus“ korreliert stark mit einer generell konservativen technologischen Grundhaltung. Das hat auch viel mit liebgewonnen Gewohnheiten und dem Mühsal einer Umstellung zu tun. Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich will hier keinesfalls einem unkritischen Technologieverständnis das Wort reden möchte, stellen neue Technologien doch mitnichten immer eine Verbesserung dar.
Gleichwohl gehöre ich selbst wohl eher zu denen, die neuen Technologien zunächst (und durchaus auch mal vorschnell) positiv gegenüber stehen. Jedenfalls gehörte ich zu den ersten, die sich ein Mobiltelefon und einen iPod zulegten, und auch die Digitalfotografie empfand ich als grossen Fortschritt. Ich schätze aber durchaus auch herkömmliche Technologien. So höre ich zuhause seit rund zwei Jahren fast nur noch Vinyl und geniesse das sehr – was aber nichts daran ändert, dass ich für unterwegs, fürs Büro usw. nicht mehr auf meinen iPod verzichten möchte.
--