Re: Real, virtuell, optional? – Was ist eine offizielle Veröffentlichung?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Real, virtuell, optional? – Was ist eine offizielle Veröffentlichung? Re: Real, virtuell, optional? – Was ist eine offizielle Veröffentlichung?

#6600247  | PERMALINK

mikko
Moderator
Moderator / Juontaja

Registriert seit: 15.02.2004

Beiträge: 34,399

Es bleibt schwierig.

Und es wird wohl immer nur im konkreten Einzelfall zu entscheiden sein, was als offizielle Veröffentlichung gelten darf und was nicht.

Eins kristallisiert sich für mich aber heraus aus der Diskussion hier, die physisch vorhandenen, gewissen Standards in Aufmachung und Inhalt genügenden Tonträger sind klar im Vorteil. Sowohl was Dauerhaftigkeit betrifft, als auch prinzipiell Sammelwürdigkeit. Dennoch sind dies wohl nicht die einzigen oder sogar wichtigsten Kriterien, die eine offizielle VÖ zu erfüllen hat.
Wie Mongoloms Beispiel zeigt kann auch eine virtuelle Sounddatei als offizielle VÖ gelten unter gewissen Umständen. Ob dieses Datenpaket in irgendeinem Zusammenhang über Fankreise hinaus Bedeutung erlangt, bleibt abzuwarten. Wie bereits erwähnt wird der Nachweis dieser VÖ mit allem was so üblicherweise in Diskographien, Katalogen und Archiven dazugehört in der Zukunft relativ schwierig. Das Soundfile ist ja kein unveränderliches, eindeutig definiertes Produkt. Es wird hin und her kopiert und bereits dabei ständig (marginal) verändert. Für mein Verständnis fehlt ihm eine wichtige Eigenschaft eines offiziellen Tonträgers: die unveränderliche Eindeutigkeit. Man weiß dann zwar, es gab da diesen Track, der wurde dann und dann erstmals offiziell ins Netz gestellt. Das ist dann aber auch schon alles. Wenn die Datei irgendwann nicht mehr auf der ursprünglichen Webseite zur Verfügung steht, dann ist sie weg, nicht mehr nachweisbar. Als hätte es sie nie gegeben. Das kann bei einer physischen VÖ nicht passieren.

Was die Rarität und Sammelwürdigkeit bestimmter privater VÖ aus kleinen Szenen und Subkulturen betrifft, so ist diese unbestritten. Auch Promo CD-Rs von Oasis erzielten zu Hochzeiten der Band dreistellige Beträge. Das allein darf aber nicht als Kriterium für die Nachhaltigkeit und diskographische Bedeutung einer VÖ gelten. Ob jemand selbst gebrannte CDs oder von Hand kopierte und gestalte Tapes sammelt und dafür mehr als den Materialwert bezahlt, ist ihm selbst überlassen. Von offiziellen VÖ zu sprechen, fällt mir in diesem Zusammenhang schwer. Obwohl natürlich so eine Do-It-Yourself Szene (in den 80ern war es die C86 Tape Szene im UK) durchaus eine gewisse Bedeutung und Nachhaltigkeit erlangen kann. In der Regel wird aber dann auch alles, was über pure Marginalität hinausgeht, in professioneller Weise einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Dass Mancher gerade dann erst seine Begierde nach den originalen Kleinstauflagen entdeckt, gehört zu den Gesetzen des Marktes und zum Sammeltrieb des Nerds.

--

Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!