Re: Aktuelle Geheimtipps

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tugboat-captain

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http://www.theunbrokencircle.co.uk/images/sleeves/Gravenhurst-Black_holes_in_the_sand.jpg

Gravenhurst – Black Holes in the Sand
(Warp Records; VÖ.: 02.11.04)

Nach nur einem halben Jahr und nach dem Debüt „Flashlight Seasons“ erscheint ein neues Werk von Gravenhurst aka Nick Talbot. Kein vollständges Album, sondern eine Mini-LP mit sechs Songs, die aber mehr in sich haben, als man von einer schlichten EP erwarten kann.
Eine Verwandschaft zu Nick Drake oder Tim Buckley ist nur oberflächlich zu erkennen. Leichte, sanfte Elektronik macht den Unterschied aus, und dass auch zum Erstling. Wabernd und beklemmend untersetzt diese Elektronik den ersten Song, unterstützt durch ein dunkles, bestechendes Pauken- und Talbots fantastischem, akustischem Gitarrenspiel. Wenn man mir einen kurzen Vergleich zu „Flaslight Seasons“ gestattet, dann entdecke ich eine atmosphärische Dichte, die der Erstling nicht großspurig zugelassen hat, da dort die Fixierung auf Talbots Gitarrenspiel stärker vorhanden war.
Das besondere an „Black Holes in the Sand“ sind die nicht enden wollenden Songs. Talbot gibt sich nicht damit zufrieden, nach Ablauf von Strophe-Refrain-Strophe-usw., dem Song ein Ende zu setzen, nein, er läßt Elektronik und Instrumente weiter ihr Spiel spielen, verläßt vielleicht den Raum und fordert auf zur Konzentration, zum Zuhören, zur Hingabe – ein fragmentarisch, höchst anspruchvolles Spiel tritt in den Vordergrund und man ist überrascht, dass man es vorher nicht wahrgenommen hat.

Nur der überraschende, kaminfeurige Lofi-Song „Winter Moon“, der dem Titel alle Ehre macht, und die wundervolle Coverversion von Husker Dus „Diana“, treiben einen kleinen Bruch in dieses ganz besondere Kleinod, was bestens in diese Jahreszeit passt und eine Kaufempfehlung ist, solange es noch kalt bleibt.

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