Re: Aktuelle Geheimtipps

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tugboat-captain

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Jason Anderson – New England
(K Records, VÖ.: 22.03.04)

Ich überlege mir die ganze Zeit was das kindliche Cover und die Musik gemeinsam haben. Und es ist eine Menge – die Interpretationen reichen bis Rom und doch ist es kein leichtes Unterfangen die Musik von Jason Anderson auf diesen Nenner zu bringen. Was ich sagen kann, ist das Andersons Texte keine ausformulierten Anleitungen oder ein Wegweiser durch das Leben sind. Er sagt was er denkt, und er tut das in dem Moment der Aufnahme, ungefragt und vorlaut – ein Jugendlicher, ein Kind mit zu grosser Klappe. Aber ein introvertiertes, unsicheres Kind, das kleine, traurige Tiere malt, die mein Kaufanreiz waren.
„New England“ ist Jason Andersons Debüt-Album. Erschienen auf der LoFi-Institution K Records, überrascht das Album mit einer warmen, herzlichen Produktion, und das vom Microphones-Chef Phil Elvrum, dessen Band sich eher ausufernd und ungehalten gibt (besonders wenn die Drums zum Einsatz kommen und ein herber Drone-Rock entsteht). Auf „New England“ ist davon nichts zu hören.

Das Piano regiert hier, und Anderson läßt die Songs und sein Piano-Spiel auch erst zum Ende kommen, wenn er meint es sei genug und alle Denkansätze sind raus – all das unterlegt er mit traumhaften Melodien. Anderson trägt seine skizzenhaften Texte vor und läßt immer wieder seinen Gemütszustand verlauten, stellt sich selbst Fragen und versucht sie manchmal für sich selbst zu beantworten; lobt die Mitmusiker und animiert sie zum Mitsingen. Und es sind eine Menge Mitmusiker, die an einigen Stellen im schunkelnden Chor zum Einsatz kommen – in diesem Chor sind niemand anderes vertreten, als die gesamte Belegschaft von K Records. Ein familiäres Gefühl ist allgegenwärtig und begleitet den Hörer von vorne bis hinten.
Eine Vergleich zu „Viva Last Blues“ von Palace Music, halte ich für durchaus angebracht, auch wenn es nicht zu Rock-Songs wie „Work Hard/Play Hard“ kommt und sich der Folk/Country-Anteil in Grenzen hält. Es ist mehr diese Bar-Atmosphäre und die spürbaren, hörbaren Kraftakte, die die Musiker vollziehen, die mich an „Viva Last Blues“ erinnern lassen.
Ein großartiges Debüt von Jason Anderson, von dem man sicherlich noch einiges hören wird. Und wenn er weiterhin solche Cover bereithält, dann bleibe ich sein treuer Kunde.
Sitting in your sister’s Volvo / In the parking lot of a Chinese restaurant / In Salem, New Hampshire / Listening to Elliott Smith on compact disc / His third album sounds pretty good and featuring the inimitably charming line, “This is like one of those awesome dreams / Where you get to hang out with the guys from Fugazi / And you’re so frustrated and angry / That it was just a dream”.

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