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B.R. Danielson – Brother:Son
(Secretly Canadian; VÖ.: 28.06.04)
Dieses Album ist schräg, dass hört man direkt. Die Stimme von B.R. Danielson, der dem fünfköpfigen Klan der Danielson Familie angehört, ist so schmerzlich hoch, dass sie jegliche Gläser in einem Raum platzen lassen würde, wenn denn die Lautstärke entsprechend ist. Ein bisschen erinnert die Stimme an Jad Fair oder auch an Pixies-Frontmann Frank Black im Schreianfall. Dem entgegengesetzt stehen seine Familienmitglieder, die die Backing Vocals geben und das hört sich immer so an, wie mehrere Mütter die ihr schreiendes Kind (in dem Fall B.R.) sanft zum Einschlafen bringen wollen.
Die Danielson Famile gibt es seit 1996; hat inzwischen fünf Alben veröffentlicht und diese allen unter Familiennamen. Dahinter verbirgt sich Frontmann Daniel Smith, mit seiner Sippschaft – ich war anfangs verdutzt gewesen, als ich gemerkt habe, dass das mit der Familie kein Witz ist, sondern das auf „Brother:Son“ wirklich the whole Smith’ens ihre Stimme zum besten geben. Der gedankliche Vergleich zur Kelly Family mag einem in den Sinn kommen, aber der vergeht direkt nach den ersten Tönen dieses schrägen, aber doch so liebevollen Albums.
Ich würde das alles als Psychadelic-Folk bezeichnen, mit einer mehr als starken Hingabe zum Akustischen. Besonders ein Instrument steht hier im Vordergrund – Das Banjo, gespielt von Sufjan Stevens (der auf fast allen Danielson-Alben seinen Einsatz hat).
Smith schafft es auf diesem Album, komplexe Songstrukturen zu entwickeln, die Dank der akustischen Instrumentierung nicht wirklich überfordern, und diese dann mit seiner, mehr als ekstatischen Stimme, zum Einsturz zu bringen – und wenn man meint, der Song findet sein Ende im wilden Gestammel Daniel Smith’s, so kommt die Familie zur Hilfe. und unterstützt oft mit kindlichen, jungenhaften Choreinsatz.
Dieses Album ist nichts für schwache Nerven. Vielleicht für Leute, die diesen ganzen positiven Verrückten wie die Hidden Cameras, Pixies oder auch Poliphonic Spree schätzen.
B.R. Danielsons Komopsitionen mögen manchmal wie Kinderlieder klingen, aber dahinter stecken so clever arrangierte Songs, die Dank des imposanten, verqueren Vocal-Einsatzes, einem Gebet an Niemanden gleich kommen und auf jegliche Konventionen pfeifen.
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