Re: The La’s

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bauer-ewald

Registriert seit: 26.10.2005

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SokratesOops! Wieso das? Gern ein paar Worte der Erläuterung.

Vor ca. 2 Jahren hatte Dominick Birdsey eine „Oktett“-Serie initiiert, in der ein vorher festgelegter Kreis von Usern ein von ihm vorgegebenes Album rezensieren sollte. (Näheres unter www.reviewmirror.de)

Ich stelle meine Rezension von damals hier einfach mal rein, weil neulich schon mal jemand danach fragte.


Eigentlich konnte beim Schatzheben nichts mehr schiefgehen. Eine „The“-Band mit ihrem selbstbetitelten Debut, allmusic.com gibt fast volle
Punktzahl und der verrückte Schwede Platz 12 für 1990. 35 Minuten, natürlich 12 hingerotzte kleine Perlen, was denn sonst, demnächst im Stone ein Special, wie konnte einem das vor 14 Jahren nur durch die Lappen…

Nur geträumt. Das Erwachen ist furchtbar. Das erste Stück heißt „Son of a Gun“ und reimt sich rgendwann später auf „Run Rabbit Run“. Ich weiß aber schon vorher, als nach 10 Sekunden der Gesang einsetzt, daß ich mit dieser Platte keine rechte Freude haben werde. Wobei ja bekannt ist, daß nicht-gemochter Gesang das schönste Plattenerlebnis kaputt machen kann. Nein, ich mag diese seltsam gepreßt-quäkige Stimme nicht.

Das ist aber bei diesem Album bei weitem nicht das Einzige/Entscheidende, das ins Auge (haha!) geht. Kennen Sie den Geschmack von mehrfach gefiltertem Kaffee? So klingt dieses Album. Es möchte Gitarren-Pop sein, möchte swingen, möchte an die Beatles und die Beach Boys erinnern, und ist dabei über weite Strecken in seiner Flachheit, seiner Unoriginalität und abgeschmackten Ideenlahmheit derart niederschmetternd, daß meine Zimmerpalme von den 4-5 Hördurchgängen des Albums eingegangen ist, besten Dank auch Herr Birdsey. Es ist nicht einmal so, daß gute geklaute Melodien darauf wären. Es sind schlichtweg keine vorhanden. Wie eine wieder und wieder reproduzierte Kopie eines Gemäldes von Monet aus dem alle Farbe entwichen ist. Wobei die ersten paar Sekunden der meisten Songs durchaus passabel klingen. Umso größer dann jeweils der Absturz, die Enttäuschung, der Einsturz der Ideen-Fassade. „Failure“ etwa rockt und rumpelt ordentlich los. Als der Gesang einsetzt, ist es vorbei, die Illusion dahin. Liquido-Effekt.

Insgesamt ein Surrogat aus Abfallriffs- und Melodien aus 1000 Jahren Popgeschichte mit zudem banalen bis debilen Texten, was den Gesamteindruck natürlich nicht gerade verbessert. Ein Song heißt „I.O.U“ und refraint „I owe you and you owe me“. Ich mußte danach den Hördurchgang unterbrechen. Ja ja, aber „Love me do“ hat immerhin Charme.

Einziger Farbtupfer: Das nette „There she goes“, zu Beginn der 90er aus keinem Formatsender wegzudenken. Nichts aufregendes, aber gegen den
erbärmlichen Rest ein Monolith. Zum Nochmalauflegen reicht das nicht, immerhin aber knapp zur Abwendung der Höchststrafe. * 1/2

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