Re: Bonnie ‚Prince‘ Billy – Lie Down In The Light

#6585279  | PERMALINK

mr-soul

Registriert seit: 16.07.2002

Beiträge: 6,408

das meint Glitterhouse:

Sollte es Menschen geben, die angesichts eines neuen BPB-Album klagend aufbegehren und über Viel-Veröffentlichungen und Ausverkauf jammern: Streng genommen sind seit dem letzten Bonnie Prince-Billy-Studioalbum schon zwei Jahre ins Land gezogen. Außerdem wüsste ich im Moment kaum einen anderen Künstler, der es derart versteht, Quantität und Qualität in seinem Schaffen zu vereinigen. Und mich (und Euch) so in schönster Regelmäßigkeit mit immer wieder beeindruckend wertvollem Nachschub versorgt. Noch mit der tiefstapelnd EP betitelten Ask Forgiveness im Ohr, dem mitreissenden Live-Mitschnitt Wilding In The West als Arbeitsweg-Begleiter im Auto und der Dawn McCarthy-Kollaboration im Herzen (wo sie sich mit dem jüngsten Scout Niblett-Album bestens versteht) empfange ich jetzt mit weit offenen Armen die 12 neuen Songs des 2008er Studio-Vollwerks. Vorbei sind die Zeiten, da ich angstvoll zitternd, bang ein mögliches Versagen des Meisters befürchtend, das erste akustische Zusammentreffen mit dem Album hinauszögere. Oldham-Alben benötigen zwar verschieden lange Anlaufzeiten, um Herz und Hirn zu okkupieren, aber schließlich finden alle seine Werke ihren Platz im Dauerhörschrank. Das von Mark Nevers (Calexico, Lambchop) produzierte 12-Song-Werk macht da keine Ausnahme. Aufgenommen mit einer überschaubaren Gästeschar (incl. u.a. Emmett Kelly, Ashley Webber, Pete Finney, Glen Duncan und dem Viel-Instrumentalisten Shahzad Ismaily), gebettet in zart-filigrane Arrangements aus Gitarre, Bass, handbedienter Perkussion und begleitet von allerlei Feinwerk, gesponnen aus Banjo, Flöte, Klarinette, Piano, Fiddle und Pedal Steel entwickeln sich die 12 Songs zwischen reinstem Folk, gefühlvollen Country-Elementen und Westcoast-Rock-Seitensprüngen in CSNY-Nähe binnen Kurzem zu fragilen Herzensbrechern. Mit tief berührender, empfindsam brüchiger Stimme werden Melodien mit melancholischem Leben behaucht, vielharmonische Gesangssätze künden von kompositorischer Meisterschaft, aber die unendlich sanft fließenden Bonnie Prince Billy-Balladen sind vor allem eines: Wahres, in herbstlich gefärbte Tonkunst gegossenes Gefühl, das nahtlos aus dem Hier & Jetzt entrückt. (cpa)

--

"i tell all my friends that i'm bound for heaven, and if it ain't so you can't blame me for living" Thank You, Jason!