Re: Comic-Salon Erlangen

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latho
No pretty face

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Also denn:
Ich bin mir langsam nicht mehr sicher, woran es liegt, dass der Comic-Salon immer so wirkt, als wäre partout kein Geld mehr da. Erlangen erfreut sich bester Gesundheit, die Schulden werden zurückgezahlt und eigentlich könnte man sich etwas leisten. Nachdem wir eine Großstadt sein wollen (haha!) dürfte es auch mehr als die übliche Verkehrsinsel sein, die den Wohlstand einer (zumeist ländlichen) Kommune vorzeigt. Aber nein, nicht den Comic-Salon! Liegt das an dem Ruch der Unkultur, den Comics bei einigen Leuten noch haben? Auf jeden Fall die einzige Festivität, die Erlangen zuverlässig in die überregionalen Medien hebt. Hände hoch, wer sonst gewusst hätte, was Erlangen überhaupt ist!
Die Hauptaustellung in der Stadthalle war China gewidmet, vielelciht war das von Sponsoren gewünscht, wahrscheinlich lange vor den Tibet-troubles ausgedacht. Die Austellung selber war mit den Gehwegen über Seen, Trockeneis und Pflanzen schön gemacht, zeigte aber letzten Endes, dass China noch kein Comic-Land ist. Zu uneinheitlich der Stil, zu unoriginell, mit Ausnahme des manchmal etwas effektheischigem Benjamin. Da fehlt vielleicht eine Szene, die Comics trägt wie etwa in Frankreich, USA oder Japan. Die anderen Austellungen im Hauptgebäude liefen eher nebenher, Hans-Rudi Wäscher, naja, süß die alten Herren mit Nostalgie-Tränen in den Augen zu sehen, meins war es noch nie.
Die Börse wie gehabt, Schnäppchen habe ich welche gemacht, aber das wird immer schwieriger. Die Verkäufer auf der Messe selber eigentlich langweilig, große Namen zum Signieren fehlten dieses Jahr völlig. Auffällig ist das Fehlen von Messepreisen (früher willkommener Anlass, Neues auszuprobieren), das wird die Preisbindung sein. Wo allerdings die englischen Comics abgeblieben sind, kann ich nicht sagen.
Die Ausstellungen im Museumseck sollen die letzten ihrer Art gewesen sein, weil das Stadtarchiv dort einziehen wird. Krasser Fehler in meinen Augen, weil, auch wenn es weit vom Hauptgelände entfernt liegt, das Museumseck doch ausreichend Platz für Ausstellungen bietet. Die waren nicht alle gut (Dorgarten – gähn, Kleist – naja), aber bei der Masse waren doch Entdeckungen dabei: Christophe Blain vor allem und auch Anderson.
Fazit: die Manga-Mädels, die beim letzten Mal so erfrischen dwaren, sind immer noch da und zum Teil erwachsen geworden (ich sah ein Mädchen die schaute sich die franko-belgischen Sachen durch), die Szene hat also Nachwuchs. Die deutschen Künstler liegen mir immer noch nicht, aber die Franzosen wachen so langsam aus ihrem Schlaf auf.
Schön war es mit diversen Bekannten die Messe abzulaufen und natürlich Mikko und tugboat kennenzulernen.
Nächstes Mal bin ich wieder dabei.

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