Re: Portishead – 02.04.08 Tonhalle München

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masureneagle

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Die Unzeitgemäßen
Portishead beschwören in der TonHalle ihre Vergangenheit

Süddeutsche Zeitung vom 04. April 2008 von RALF DOMBROWSKI

Ein gutes Jahrzehnt haben PORTISHEAD vorbeiziehen lassen, sich rar gemacht. Beth Gibbons und Geoff Barrow war bewusst, dass sie Mitte der Neunziger mit „Dummy“ einen Monolithen der Popgeschichte geschaffen hatten, der dem tumben Hedonismus der Techno-Ära ästhetisch den Garaus machte. PORTISHEAD proklamierten die gebremste Ekstase der Melancholie, die Songs wirkten wie das akustische Äquivalent zu den psychedelisch blubbernden Lava-Lampen, distanziert leuchtend in in sich verkapselter Leidenschaft. Ein zweites Album verfestigte diesen Eindruck noch durch Übersteigerung der moll-solitären Dunkelheit, dann schlug der Britpop das Kapitel zu und lockte wieder mit fröhlich rockender Naivität. Damit hätte die Geschichte glorreich zu Ende sein können.

Nun aber holten PORTISHEAD die alten Stücke wieder aus der Kiste, spielten in der ausverkauften Tonhalle spürbar im Kampf mit dem für ihre Musik ungeeigneten Raum Lieder wie „Numb“, „Road“ oder „Glory Box“: ein Erinnerungsabend an eine unentschlossene Epoche, der ein Gefühl der Wehmut hinterließ. Die Ahnung des Unzeitgemäßen wurde noch verstärkt durch ein paar neue Impressionen, die wie „Machine Gun“ sich stilistisch deutlich weiter in der Vergangenheit verorteten.

Dieser referenzfreie Ausriss aus der Stilgeschichte wirkte unrund, aber auch ungemein faszinierend. Denn die Geschlossenheit des musikalischen Systems, die leidende Feme von Beth Gibbons Stimme, die grandios irrlichternden Sounds von Geoff Barrow verhalfen PORTISHEAD zur Aura der Singularität. Da war es wieder, dieses Gefühl, eine Valium mit einer Dose Red Bull herunter gespült zu haben.

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