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Ausschweifung (Deckung!):
Vor rund drei Wochen saß ich mit guten Freunden zusammen. Man redete, genoss sein Bierchen und im Hintergrund lief irgendein Fernseh-Musiksender. Plötzlich drang ein Gitarrenakkord an mein Ohr, der mich aufhorchen ließ. Aber erst der einsetzende Gesang ließ mich dann meinen Kopf zum Fernseher rumreissen. Pearl Jam? Pearl Jam! Ein Video von Pearl Jam! Das zu I am mine, wie sich herausstellte. Ich war höchst erstaunt. Das Video zu Jeremy lief zwar noch bis ca. Mitte der 90er regelmäßig bei MTV, seltener das Video zu Alive und einmal hab ich tatsächlich das Video zu Evolution gesehen, aber im Großen und Ganzen hatte ich mich damit abgefunden, dass sich Pearl Jam dem Video-Medium verweigerten. Und jetzt das! I am mine klang zudem sehr vielversprechend. Ich fieberte der Novemberausgabe des Stones entgegen und hielt sie wenige Tage später in meinen Händen. Das Riot act zur Platte des Monats würde, damit hatte ich insgeheim gerechnet. Wohlwissend zwar, dass die Redaktion hinsichtlich dieses Prädikats eine recht eigentümliche Vergabepraxis pflegt (so war auch schon mal ein Album mit satten 2 1/2 Sternen Platte des Monats), aber bei den Platten von Pearl Jam besteht da seit Vitalogy eine gewisse Tradition. Mit stiller Freude nahm ich die 4 Sterne zur Kenntnis, welche sich jedoch gleich relativierte, als ich wahrnahm, dass die Besprechung von Frau Fuß stammt. Nichts gegen Frau Fuß. Seit ihrer Besprechung zu REMs Rivial bin ich allerdings sehr vorsichtig geworden, da meine Auffassung doch sehr von ihrer abwich. Die Besprechung zu Riot act hinterließ entsprechende Skepsis.
Freitag nun hielt die Platte endlich bei mir Einzug. Nach dem ersten Hören hatte ich äußerste Schwierigkeiten, mich konkret an einen Song zu erinnern. I am mine mal außen vor. Da war nur ein Soundklumpen vorhanden, der in seiner Gesamtheit wie Pearl Jam klang, mehr nicht. Also tapfer noch mal. So einfach gebe ich Pearl Jam nicht auf. Derzeitiges (Zwischen-)Resultat: Haften geblieben sind:
positiv:
– Save you (wohl wegen dem Fuck)
– Love boat captain (typische Pearl Jam-Ballade, rührt an)
– I am mine (Pearl Jam, wie ich sie kenne und mag; hätte auch sehr gut auf No Code gepaßt)
– You are (diese „zerhackte“ Gitarre gefällt mir ausgezeichnet)
– Green disease (auch wenn der Vergleich mit Rearviewmirror doch eher wehmütig macht)
– Bushleaguer (wegen der unverhohlenen Kritik an Bush)
– Arc (kein wirklicher Song, aber ein nettes, nun ja, Experiment)
negativ:
– Wanted to get right (schon bei Binaural ist mir aufgefallen, dass sich die Tatsache, das „Neuling“ Cameron seinen Senf mit dazugeben darf, nicht unbedingt positiv auf Pearl Jam-Platten auswirkt)
– Thumbling my way (der mehrfach geäußerte Vergleich mit Off he goes ist lächerlich, ehrlich. Wo ist da eine Melodie?)
Der Rest der Songs ist schon wieder nicht mehr in meinem Kopf präsent. Damit setzt sich der Trend von Binaural leider fort. Einige sehr, sehr gute Songs, die sich vor nichts und niemanden verstecken brauchen, der Rest lediglich Mittelmaß, nicht wirklich schlecht, aber zum einem Ohr rein, zum anderen wieder hinaus.
Mit Favoritenbonus *** 1/2
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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.