Re: Graphic Novels

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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lathoYou’re welcome, hat mich ein bisschen gewundert, dass der Comic hier im Forum nicht ausführlicher besprochen wurde.

Schade eigentlich!

Ich fand den deutschen Titel auch etwas unglücklich (soll ja vorkommen…). Im Original: Mauvais Genre, also etwa „Schlechte Gesellschaft“, „Gesocks“ (merkwürdigerweise gibt es einen Film, auch mit Transgender-Inhalt, der auch so heißt, keine Ahnung, ob das im Französischen eine Bedeutung hat). Das ist das, was die ältere Frau zu Louise auf der letzten Seite sagt. Also in etwa „die schlechten Leute vom anderen Ende der Gesellschaft“. Dorthin transportiert von Umständen, die der Krieg hervor rief.
Und ja, „Transgender-Geschichte“ ist verkürzend, es geht in dem Comic auch um andere Themen.

Das ist sehr interessant, denn der andere Titel gibt dem Buch gleich eine andere Bedeutung. Und auch die Bemerkung der alten Frau am Ende bekommt eine andere Bedeutung. Ich habe nie ganz verstanden, was das in der deutschen Ausgabe für eine Sinn ergeben soll. Für mein Empfinden ist das an dieser Stelle eine sinnverzerrende Übersetzung. Und das völlig ohne Not … Man hätte doch einfach schreiben können: „Was für Gesindel!“ oder so.

Der 1. Weltkrieg hat in vielen Ländern (Deutschland mal außen vor) tiefere kulturelle Spuren hinterlassen als der 2. WK – wobei man darüber wohl ausführlich diskutieren kann. Eine, auch für Zeitgenossen deutlich sichtbare Folge war der offen ausgelebte Hedonismus – die „Roaring 20s“. Das Ende des steifen, bürgerlichen 19. Jahrhunderts. Tanz-Wut, sexuelle Promiskuität, das Ändern, ja Umstürzen der Geschlechterrollen – Frauenemanzipation und – wahlrecht, ein Öffentlichwerden von Homosexualität, Damenimitatoren in den Varietees etc.

Sehr schön und treffend gesagt. Es war ja letztes Jahr anlässlich des 100sten Jahrestages viel über den 1. WK in den Medien und auch wenn wir das Thema in der Schule durchgenommen hatten, wurde für mich jetzt erst erkennbar, wie sehr der 1. WK eine Zeitenwende war, der ganze Gesellschaften komplett auf den Kopf stellte – die teilweise nie wieder auf den eigenen Füßen landeten, was am Ende auch den 2. WK auslöste. Insofern ist das Erleben im 1. WK natürlich ganz wesentlich für die Geschichte von Das Falsche Geschlecht. Paul Erlebnisse im Schützengraben lösen die ganze Geschichte ja überhaupt erst aus, was auch drastisch dargestellt wird.

Auch das dem Comic zugrunde liegende Drama kam ja breit in die Presse.

Vielen Dank für den link. Die Wahrheit ist ja noch mal ein ganzes Stück haarsträubender als das Buch. Und – Haha! – auf dem Photo sieht man, wo die Zeichnerin Pauls/Suzannes spitze Nase her hat.

Gut, sehr gut sogar. Deutlich von Christophe Blaine beeinflusst, hat mir das Grau mit roten Farbstichen sehr gut gefallen. Cruchaudet kann vor allem gut grafisch erzählen, der Comic liest sich wie Butter.

Schön! Wie gut mir die Zeichnungen gefielen, habe ich ja schon oben geschrieben. Christophe Blaine ist bei mir noch eine Bildungslücke.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)