Re: Graphic Novels

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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lathoJa, den hatte ich mir auf französisch gekauft, nachdem er in Angoulême den Publikumspreis bekommen hatte. Und gut beschrieben, Friedrich. Eben keine Transgender-Geschichte, wie das Feuilleton verbreitete (zumindest nicht zu 100%), sondern eine Geschichte über Identitäten. Und den 1. Weltkrieg.

Thx!

Das Falsche Geschlecht ist etwas unscharf, was das Thema betrifft, finde ich. Aber so ist das Leben, oder? Diese Unschärfe im Comic finde ich sogar besonders reizvoll. Was meint die alte Frau damit, als sie (in der deutschen Ausgabe) am Ende, wo Louise’s Waffel in den Gulli gespült wird, sagt „Was für eine Verschwendung!“? Den Comic als Transgender-Geschichte zu bezeichnen, ist zwar nicht vollkommen falsch, aber es setzt einen Fokus, den es im Comic so nicht gibt. Die Bezeichnung Transgender-Geschichte kommt mir daher klischeehaft und auf unangemessene Weise verkürzend vor und wird dem Comic nicht gerecht. Ja, es geht um Krieg, Gewalt, Trauma, um Identitäten, um die Freiheit aus der eigenen Rolle zu schlüpfen. Und am Ende auch um das Scheitern in der anderen Rolle.

Es wäre noch eine interessantes Thema, in wieweit die Ausschweifungen der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges eine Gegenreaktion auf die Zwänge des Krieges waren. Aber ich bin kein Psychologe und keine Soziologe. Und außerdem ist das eine andere Baustelle.

Wie haben Dir die Zeichnungen gefallen?

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)