Startseite › Foren › Kulturgut › Print-Pop, Musikbücher und andere Literatur sowie Zeitschriften › Die Drucksachen › Das Comics-Forum › Graphic Novels › Re: Graphic Novels
lathoIch mittlerweile auch.
Die Story ist ok, liest sich realistisch, hat einen schönen Touch von Beiläufigkeit, wenn nach dramatischen Ereignissen wieder das Poker-Face des Verfassungsschutz-Agenten gezeigt wird und nicht das Drama drumherum. Allerdings kommen einem die Charaktere auch nicht wirklich näher, dafür wird sich zu wenig auf sie konzentriert.
Die Zeichnungen sind ok, die Figuren manchmal etwas zu schlecht auseinanderzuhalten. Was wirklich wirkt, sind die Bilder vom 80er Jahre West-Berlin, diese merkwürdige Altertümlichkeit, ohne die Bau-Booms der 60er und 70er Jahre wie in West-Deutschland (ein bisschen wie eine DDR mit Geld), Insel und Blase, Abenteuerspielplatz und partielles Ruinenfeld. Das funktioniert auch für mich, der ich nie dort gelebt habe und nur gelegentlich zu Besuch war, aber die Stadt unwahrscheinlich gern mag. Von daher: guter Comic.
Sehe ich ähnlich.
Die Hauptrolle in Gleisdreieck spielt sicher das Berlin der späten 70er / frühen 80er Jahre. Die Story ist in dieses Milieu hineingewoben und mit Figuren ausgestattet. Die Charaktere bleiben folglich tatsächlich etwas flach. Das habe selbst die Autoren bei der Vorstellung ihres Buches offen bekannt. Die Atmosphäre der Stadt Berlin zu Mauerzeiten, darum geht es, und das ist in meinen Augen sehr gut gelungen.
Freut mich natürlich, dass Dir Gleisdreieck gefallen hat. Der passende Soundtrack ist ja im Buch aufgeführt. Fehlen eigentlich nur noch Bowies Low und „Heroes“ und Iggys The Idiot und Lust For Life. Und wenn man auch noch einen Song aus NYC verwenden darf Life During Wartime von den Talking Heads, der vom Leben als Terrorist im Untergrund („I got three passports, a couple of visas / I don’t even know my real name“) inspiriert ist.
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)