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Glitterhouse schreibt zu „Blush (The Original Score)“:
„Nachdem vor knapp einem Jahr David Eugene Edwards uns das erste Mal von seiner Kooperation mit dem belgischen Ballett Ultima Vez und dessen Choreographen Wim Vandekeybus erzählte, waren wir zutiefst gespannt. Ein Vierteljahr später schickte Vandekeybus uns diese CD, mit exakt dem „Soundtrack“ zu seinem neuesten Stück „Blush“, komponiert und eingespielt von David und seinen Mannen von Woven Hand. Wir waren begeistert und überzeugten David, daß das doch dem geneigten Hörer unbedingt zugänglich, sprich veröffentlicht werden müßte und zwar am liebsten bei uns, natürlich.
Nach ein wenig Bedenkzeit dann der Anruf, „ja, er sehe das auch so, aber bitte, man möge es ihm nachsehen, wenn er sich noch ein wenig Studiozeit nähme, die Tracks hörbarer („more listenable“) mache, ein paar Vocals hier und da, ein wenig kürzen an einigen Stellen, etwas mehr Gitarre“ usw.
Das Ergebnis liegt seit Februar vor, heißt „Blush Music“ und begeisterte eigentlich jeden, der bis jetzt mit der CD in Kontakt gekommen ist. Und jetzt „Blush“, der Original Score? Wo ist der Unterschied, und warum muß man das veröffentlichen? Zwei berechtigte Fragen, und wer nicht Fan des unglaublich charismatischen Frontmannes der Denver-Legende 16 Horsepower ist, wird es vielleicht auch nicht verstehen.
Uns fallen die Antworten leicht, zum ersten hat David keinen einzigen Song unverändert gelassen, sein „es ein wenig hörbarer machen“ war doch arg untertrieben, „Blush Music“ funktionert als „Rock-„Album, als CD einer Band, man muß nicht wissen, daß es dazu ein Ballett gibt, man vermutet es wohl auch gar nicht, wenn man es nicht ohnehin wüßte.
„Blush – The Original Score“ hingegen ist Soundtrack pur, ebenso unverwechselbar in der Handschrift David Eugene’s, ebenso souverän und faszinierend wie ausnahmslos alle seine Arbeiten. Man spürt Atmosphäre, Spannung, aufgebaut und wieder aufgelöst, das ganze Drama der Story (es handelt sich um eine Bearbeitung der Orpheus-Sage) und gerade durch die Tatsache, daß David’s Stimme an vielen Stellen in den Hintergrung tritt, offenbart sich auch eine instrumental-hypnotische Tiefe, die einen unwiderstehlichen Sog ausübt.
Kurzum, diese Platte ist anders als „Blush Music“, sie ist sicher kein „neues“ Album, dafür handelt es schließlich um das gleiche Songmaterial als Ausgangspunkt, dennoch ist die Atmosphäre eine andere, in sich geschlossenere und letztlich waren es ja auch genau diese Aufnahmen, die uns, seinerzeit, so aus dem Häuschen brachten.“
Allein schon wegen „Aeolian Harp“ braucht man beide CDs.
Zu „Puur“:
„David versucht hier Bilder umzusetzen, Tanzaktionen zu verstärken oder Gefühle zu vertonen und dabei geht er natürlich anders vor, als würde er ein neues Woven Hand Album aufnehmen. Die Songs sind experimenteller, folgen seltener den gewohnten Songstrukturen, hin und wieder werden Wortfetzen des Stückes über die Musik gelegt, aber es ist noch immer Woven Hand. Und gerade in Stücken wie dem beinahe ambient-mässigen Breathing Bull, dessen Harmonium schwer durch 7 Minuten Musik kriecht, sieht man, mit wie wenig Mitteln ein Genie wie David düsterste Stimmungen vermitteln kann. Aber er adaptiert auch 16 Horsepower Klassiker wie Low Estate, Silver Saddle und Horse Head, die er für diesen Kontext verändert.“
Eigentlich habe ich dem Album einen halben * zu wenig gegeben.
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Es gibt ein Ziel, aber keinen Weg; was wir Weg nennen, ist Zögern. (Kafka)