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werner
Und das schreibt „Q“ in seiner Kritik über P3: Die zweite Hälfte der Platte ist eine erschöpfende Übung in Sound über Melodie. Es kommt einem so vor bezogen auf Machine Gun), als hätte die Band beschlossen zu sagen: Hier, ihr Medien Wich…, spielt doch das mal.“
Interessante These. Aber zunächst einmal kann ich die Aussage „Die zweite Hälfte der Platte ist eine erschöpfende Übung in Sound über Melodie“ sehr wohl positiv werten. Als an Sounds, Noises und musikalischen Experimenten sehr stark interessierter Mensch empfinde ich diesen Satz sogar fast als Kompliment. Nicht jede Musik benötigt zwingend eine Melodie, die den Hörer gleich anspringt…
Weiterhin: der Grundgedanke, als Band, die einen gewissen Bekanntheitsgrad inne hat, einen Song aufzunehmen, der wissentlich verstören will und aufgrund dieses Bekanntheitsgrades in der Lage ist, flächendeckend Hörgewohnheiten zu irritieren, bzw. aufzubrechen, ist mir persönlich durchaus sympathisch. Das hat fast schon etwas von dem alten Throbbing Gristle-Slogan „Entertainment through pain“. Ja klar, das ist jetzt 30 Jahre her – und damals mußte man musikalische Provokationen noch anders bewerten. Aber das Bemerkenswerte daran ist folgendes: selbst nach diesen 30 Jahren funktioniert ähnliches wohl immer noch (ob bewusst – oder aus purem Zufall). Da trägt eine Band mit hohem Bekanntheitsgrad ein Album mit einem Song mit Noisepotenzial wie „Machine Gun“ in die Charts – und erntet entweder vollkommene Entzückung – oder aber verständnisloses Kopfschütteln. Ich persönlich möchte mich nicht unbedingt dieser perfiden „Medien W******“-Theorie anschliessen (traue dies Portishead auch nicht so recht zu – dazu ist „Machine Gun“ einen Tick zu seriös, bzw. „ernsthaft“ ausgefallen), aber: Warum nicht? (bitte allerdings nicht als Kulturpessimismus fehlleiten, wohlgemerkt!)
Kleine süffisante Randnotiz und mir aufgefallener bemerkenswerter Zufall (?) am Rande: als man aus Portishead-Kreisen verlauten liess, daß Scooter wohl okay gehen würden, fiel mir gleich Throbbing Gristles‘ Chris Carter ein, der zur Zeit, als der TG-„Kulturterrorismus“ am ärgsten wütete, sich als ABBA-Fan outete…
Und schließlich „Diese Platte wird wahrscheinlich mehr bewundert als tatsächlich gehört und gespielt werden.“
Dazu sage ich nur noch *gähn* – dieses armselige Gedisse (und gleichzeitig unverschämte Zweifeln an der Mündigkeit des interessierten Hörers), kennt man mindestens schon seit Velvet Underground-Zeiten, setzte sich fort mit Lou Reeds „Metal Machine Music“-Doppelalbum, bekam „Industrial“ und „Post-Punk“ zu spüren, hierzulande galten als typisches Vorzeige-Objekt in dieser Angelegenheit die Einstürzenden Neubauten. Man glaubt es kaum: Ja, tatsächlich, es gibt auch Leute, denen solche Musik wirklich gefällt! Früher nannte man sowas auch mal: „Industrial music for industrial people“. Bitte jeder nun für sich selbst analysieren…
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I mean, being a robot's great - but we don't have emotions and sometimes that makes me very sad