Re: Portishead – Third

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werner
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Lieber Bender Rodriguez, zunächst mal: Daß Musik nichts mit Geschmack zu tun hat, ist dein Postulat, nicht meins und auch das vieler andrer nicht. Also ist deine Meinung nur eine von vielen, nichts mit Handkäs. Du wirst allerdings einen Freund deiner Theorie in denverstiegenen Texten Adornos finden („Ästhetische Theorie“), in denen er bescheibt, wie hinter jedem Taktstockschwenken, hinter jeder Fanfare oder Paukenschlag das „Andere“ hervorlugt, also der Schrecken und das Elend der Massen. Da allerdings wird der Musik eine VOLLKOMMEN andere Funktion zugewiesen.
Und was du zu Machine Gun schreibst: Ich rede hier von einem ÄSTHETISCHEN Problem, nicht über Politik und auch nicht über technische Verfügbarkeit. Ganz am Rande: Lies mal die lyrics, ich enthalte mich da lieber eines Kommentars. Also ist dein seltsamer Rekurs auf selige Hippiezeiten irgendwie fehl am Platz.
Und schließlich: Genau das, daß nämlich die Musiker vorzeigen, was sie alles können, wie sie ihre Instrumente beherrschen (auch die Technik!) war das, was man allen Prog-Bands vorgerworfen hat und was u. a. zu Punk geführt hat: Daß man nämlich die Schanuze voll hatte von „brillianten“ Solisten, die auf allem herumgnbiedeln, was Töne hervorbringt (YES und Konsorten). Entscheidend beim Einsatz jeglicher solistischer Brillianz ist doch, daß sie dem Songgefüge dient. Und das darf gerne aus Samples, Noise, aus allem bestehen, was Technik und Mensch dahinter hergeben. Nix mit handmade. Aus dem Bemühen heraus, alles anders als auf Dummy und P2 zu machen, arbeiten Portishead mit allen Mitteln, um sich davon abzuheben. Und das merkt man. Das Bemühen dahinter bemerkt man. Im übrigen ist es kein Zufall, daß die meisten Hörer gleich beim ersten Durchlauf auf „The Rip“ abgefahren sind. Einfache Melodie, nicht überfrachtet, jeder Ton da, wo er hingehört, fast stripped-down (für P-Verhältnisse.).

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