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Ein klasse thread, ganz nach meinem Geschmack! Und keine leichte Wahl.
Gestern hätte ich das „Animals“-Cover noch klar als meine Nummer 1 gehandelt, jetzt wo es tatsächlich ans auswählen geht und ich alle Covers (und sogar einige mehr) noch mal auf einen Schlag vorgeführt bekomme, tue ich mich da allerdings wieder schwerer.
Eine wirklich schlechte Arbeit sehe ich nicht, unverkennbar lassen sich die Covers aber in solche mit klarem Zeitbezug und jene mit reduzierter, jenseits modischer Strömungen quasi zeitlos wirkender Gestaltung einteilen, was noch nichts darüber aussagt, wofür man sich entscheiden sollte, denn persönliche Vorlieben spielen ja auch eine wichtige Rolle.
Das erste Album ist klar im psychedelischen Stil seiner Zeit gestaltet, das Cover wirkt aber noch irgendwie provisorisch und vage, als sei die ganze Ausrichtung der Band noch nicht ganz klar. Im Nachhinein war sie’s ja auch noch nicht, aber der enthaltenen Musik liess sich das beileibe nicht anhören. Am gelungensten finde ich die Ausgaben ganz ohne Schriftzug.
Die Hell-Dunkel-Kontraste des Covers von „A Saucerful Of Secrets“ erinnern mich von weitem auch an jenes von „Meddle“, ansonsten entspricht diese Arbeit ähnlich wie das „More“-Cover dem damaligen Standard. Ganz OK, aber nicht wirklich innovativ. Bei „More“ gefällt es mir entschieden besser, weil es überschaubarer ist.
“Ummagumma“ bietet für mich die erste wirklich bemerkenswerte und eigenständige Covergestaltung bei einem Pink Floyd Album. Gemäß der Aufteilung in ein Live-und ein Studioalbum (und bei letzterem zusätzlich die individuelle Aufteilung der Spielzeit auf die einzelnen Musiker) werden alle Aspekte berücksichtigt: Jeder einzelne Musiker sitzt einmal alleine „drinnen“ (also im Studio). Gleichzeitig symbolisiert die strenge, gestalterische Ordnung für mich jene, der sich die vier Musiker für ihre Arbeit gemeinsam unterworfen haben und ohne die ihr für damalige Verhältnisse riesiger, technischer Apparat (siehe Coverrückseite) nicht zu bewältigen gewesen wäre. Die psychedelische Komponente ist zwar noch erkennbar (z.B. durch den Vexiereffekt bei den Bilderrahmen), aber deutlich abgebremst.
Bis in unsere Zeit wird die Gestaltung dieses Frontcovers immer wieder einmal aufgegriffen (Sampler „Echoes“, „Oh By The Way“-Box).
Ganz sicher bin ich mir darin, dass „Atom Heart Mother“ für mich auf jeden Fall unter die ersten drei gehört. Ich finde es gestalterisch perfekt und ich mag es einfach, ebenso wie die enthaltene Musik.
Der Sampler „Relics“ war ursprünglich mit einer originellen Schwarz-Weiß-Zeichnung von Nick Mason versehen. Seit den 90ern ist die bekannte, remasterte CD-Ausgabe auf dem Markt, für deren Cover die dargestellte Maschinerie als Modell nachgebaut und dann fotografiert wurde. Ich bevorzuge die gezeichnete Version und finde sie skurril und toll. Für die Zukunft würde ich mir auch wünschen, dass sie bei eventuellen Wiederveröffentlichungen wieder mal zum Zuge kommt.
Die Assoziationen zu irgendwelchen mysteriösen Tiere oder Nasen, die einige hier beim „Meddle“-Cover haben, kann ich zu 100 Prozent nachvollziehen. Insgesamt finde ich das „Meddle“-Cover auch wegen des Kontrastes zur schwarzweißen Abbildung der Band im Inneren sehr gut, es weckt bei mir aber nicht ganz die Begeisterung wie bei „Atom Heart Mother“.
Bei „Obscured By Clouds“ sehe ich wie Franz auch eine menschliche Figur. Für mich war’s immer ein Mann, der fällt oder springt. Meine Frau meint, dass er vielleicht auch ertrinken könnte. Farblich finde ich es gut abgestimmt, inhaltlich vermittelt es mir ein Gefühl von Instabilität und könnte glatt als eine frühe Vorahnung der depressiven Grundstimmung von „The Wall“ oder „The Final Cut“ durchgehen. Den Film „La Vallee“ habe ich leider nie gesehen, kann daher nicht sagen, was es wirklich darstellt (ich nehme an, dass es sich um ein Szenenfoto handelt). Ein unauffällig wirkendes, bei näherem Hinsehen aber durchaus nicht unästhetisches Cover mit Understatement, eine gewisse, oberflächliche Erinnerung an die Hülle von „Meddle“ lässt sich sicher nicht bestreiten. Jedenfalls kein typisches Soundtrack-Albumcover.
In puncto Wiedererkennungswert und Mystik ist die Hülle von „The Dark Side Of The Moon“ praktisch nicht zu überbieten, keine Frage. Das qualifiziert sie natürlich.
“Wish You Were Here“ ist auch bemerkenswert gestaltet, die Begegnung mit dem brennenden Herrn ist einfach ein Klassiker, genau wie die anderen 4 Abbildungen (die Roboterhände, die Landschaft mit rotem Tuch, der „seelenlose“ Herr mit blauen Vinyl und die Postkarte vom Mono-See), auch wenn der eher cleane Stil der Mitt-70er klar erkennbar ist.
Als heißester Anwärter für den ersten Platz käme dann wie gesagt noch die „Ikone“ von „Animals“ dazu.
Die späten Covers der Waters-Ära finde ich beide sehr gelungen. Sowohl „The Wall“ als auch „The Final Cut“ stehen (zumindest mit ihren Frontabbildungen) absolut in der Tradition auf Zeitlosigkeit getrimmter Reduktion. Daß insbesondere „The Final Cut“ hier so schlecht wegkommt, finde ich schade. Die perfekt gestylten Orden und Militaria-Applikationen als Symbole für falsche Kriegsglorie, hinter der sich das Grauen verbirgt, halte ich sogar für ein starkes und gut gewähltes Symbol.
Allerdings schätze ich im Gegensatz zu vielen anderen auch das Album.
Auch die post-Waters Covers sind in der Regel nicht so übel, kommen für mich aber alle nicht an die Design-Großtaten der 70er ran. Am besten gefällt mir hier das Cover von „Delicate Sound Of Thunder“ mit dem Lampen-Mann (der mich komischerweise schon beim ersten Anblick an den Herrn mit Melone auf der Rückseite von Wish You Were Here erinnert hat).
Bei „A Momentary Lapse Of Reason“ finde ich das Foto selbst zwar ganz OK, nicht aber die Gestaltung und Verwendung der Schrift auf dem Frontcover. Das ist mir einfach zu sehr an 80er Jahre Pop angelehnt und wirkt überholt.
Die „Pulse“-Verpackung wirkt mir zu barock und überladen, jene von „The Division Bell“ dagegen hat durchaus was, wie pink-nice ganz richtig bemerkt wirkt das LP-Cover deutlich stärker als das der CD.
Es macht Spaß, das Ganze. Ich werde mir genüsslich noch etwas Zeit nehmen.
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