Re: Vampire Weekend

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grandandt

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Konzertkritik (nicht nur) vom Auftritt am 2.11. im Übel & Gefählich, HH in der FR:

Vampire Weekend begeistern in Hamburg

Hamburg. Innerhalb nur eines Jahres haben Vampire Weekend geschafft, wofür andere Bands Jahrzehnte brauchen: Sie haben die Herzen der Indie-Gemeinde genauso erobert, wie die der (reiferen) Weltmusik-Anhänger.

Sie sind cool und doch auf dem Boden geblieben. Sie sind mit ihrem Mix aus Rock und Afro-Pop aufregend anders und gleichzeitig erinnern sie an die 80er Jahre. Auf den Punkt gebracht sind sie der kleinste gemeinsame Nenner aller Musikbegeisterter und das erste „große Ding“ 2008.

Wer sich jetzt allerdings eine Combo in Cordhosen und mit Rastalocken vorstellt, liegt vollkommen falsch! Vampire Weekend, das sind vier Jungs aus New York, die sich auf der elitären Columbia University kennengelernt haben. Schnieke gekleidet in Hemden und Poloshirts – ganz wie es sich gehört. Schnell haben die späteren Bandmitglieder damals festgestellt, dass sie alle Paul Simons Afrikaalbum „Graceland“ (1987) zu Hause im Schrank stehen haben und so wurde 2006 schließlich das aus Ezra Koenig, Rostam Batmanglij, Chris Baio und Chris Tomson bestehende Quartett gegründet.

Sogar schon vor dem Release des selbstbetitelten Debütalbums schlug ihr ungewöhnlicher Sparten-Mix große Wellen: 30 000 MySpace-Freunde können nicht irren. Und so verwundert es nicht, dass es immer mehr Fans auf die Konzerte der Band gezogen hat. Allein in Hamburg gaben sich Vampire Weekend innerhalb des letzten Jahres ganze drei Mal die Ehre. Füllten sie Ende 2007 noch das kleine Molotow, in dem circa 250 Besucher Platz finden, spielten sie sich nach der Album-Veröffentlichung bereits in das 600 Mann fassende Knust. Gestern kehrten die New Yorker ein drittes Mal in die Hansestadt zurück. Dieses Mal ins Uebel & Gefährlich, in dem sich bis zu 1000 Menschen austoben können.

Eingeläutet wurde ein exzellenter Konzertabend von dem orgellastigen „Mansford Roof“. Das Publikum, nicht anders zu erwarten eine bunte Mischung aus trendigen Indie-Hipstern in Strickjacken und älteren Semestern mit dicken Hornbrillen, war vom ersten Moment im Bann von Vampire Weekend. Selbst die letzten Skeptiker dürften nicht schlecht gestaunt haben, als Bassist Baio mit einem Schal der Hamburg Freezers auf die Bühne gesprungen kam.

Der erste Teil der Show – mit „Campus“, „Cape Cod Kwassa Kwassa“, „I Stand Corrected“, „Bryn“ sowie einem neuen Song – forderte den Konzertbesuchern etwas mehr Konzentration ab. Richtige Partystimmung kam erst mit „A-Punk“ auf, mit dem Koenig den zweiten Teil der Show ankündigte. „Ab jetzt wird es etwas dynamischer. Ich möchte, dass ihr alle schwitzt“, forderte der Sänger, der während des gesamten Konzertes mindestens genauso punktgenau sang wie auch auf der Platte. Selbst die sehr hohen Töne, die sogar den weiblichen Konzertbesucherinnen einiges abverlangten, waren kein Problem für den Hemdenträger. „One (Blake’s Got A New Face)“, „M79“, „The Kids Don’t Stand A Chance“ und die Single „Oxford Comma“ rundeten den kurzweiligen Abend ab.

Zum Abschluss versprach Koenig, bald wiederzukommen: „Das nächste Mal aber mit neuem Album und neuem Präsidenten.“ Die beiden in Hamburg vorab getesteten neuen Stücke machten jedenfalls Lust auf mehr: Schneller, ein Tick rockiger und wie immer multikulti. (dpa)

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Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.