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Close to the edgeAlso von diesem „Archives-Projekt“ las ich erstmal in einem Promointerview zu „Harvest Moon“ dass H.R.Kunze 1993 (oder wars 92) für den ME mit Neil gemacht hat. (Um „guitar fighting the TV“ ging es da übrigens auch).
Ich glaube da nicht mehr dran.![]()
das Interview ist klasse. Mit am besten gefällt mir der Part:
HRK: In „Natural Beauty“ singen Sie: „A natural beauty should be preserved like a monument“. In Ihrer Kampagne gegen das CD-Zeitalter definieren Sie Sound als solche „natural beauty“, die es zu schützen gilt. Was genau sind Ihre Vorbehalte gegen die CD-Ideologie?
Young: Eine Gegenfrage, und das ist gleichzeitig die Antwort: Wann hat, nach allgemeiner Meinung der meisten Leute, die seit den 60er Jahren Musik hören, die Rockmusik ihre Vitalität und Schärfe verloren? 1981, mit dem Aufkommen der CD. die Musik hat weiterhin Schärfe, aber das Medium, auf dem sie transportiert wird, hat keine Tiefe mehr. Eine Verarmung der Sinne hat stattgefunden, ich empfinde es geradezu als grausame Körperverletzung. clockwork Orange für die Ohren: Du mußt hören, aber du kannst nur hören, was sie dich hören lassen. Die technischen Unzulänglichkeiten der guten alten LP hätte man verbessern können. Können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie früher vor den Boxen gesessen und Musik ERLEBT haben – einen Joint, einen Drink oder was auch immer dabei und dann: MUSIK? Machen Sie das noch so oft wie früher?
HRK: Nein, das muß ich zugeben. Aber vielleicht hat das auch was mit meinem Alter zu tun oder mit zu wenig Zeit.
Young: Nein, nein! Das dürfen Sie nicht glauben! Vergessen Sie das! Sie sind jetzt viel sensitiver als früher, weil Sie viel mehr Erfahrung haben. Das hat mit dem Alter nichts zu tun. Früher hörten Sie und ich fanatisch und intensiv Musik, heute nicht mehr, weil wir betrogen werden. Und Sie geben sich selbst die Schuld, weil die Propaganda Ihnen vorgaukelt, CD’s hätten den bestmöglichen Sound. Vergleichen wir mal Sound mit Bild, einen 70mm-Film mit Video. Film zeigt Schönheit, Reichtum, Tiefe, Genauigkeit. Video dagegen besteht aus lauter gleichgemachten, angeglichenen Flächen – ohne Feinheiten. Oberflächlich sieht es gut aus, oberflächlich hört sich CD gut an, aber wir werden reingelegt. Alle Details werden wegplaniert. Wenn Sie eine Rolling-Stones-CD auflegen, hören Sie sicherlich „klarer“ und „mehr“ als vorher, aber gleichzeitig hören Sie in Wahrheit viel weniger, nämlich nur Oberfläche! Sie hören nicht mehr wirklich hinein in die Musik. Ein Himmel besteht aus Wolken, Vögeln, vielfältigen Schattierungen. Ein CD-Himmel besteht aus Blau.
HRK: Was also können wir tun – außer verbittert sein?
Young: Eine ganze Menge. Allerdings ist es zu spät, die Entwicklung rückgängig zu machen. Wir müssen warten und die Dark Ages, in denen wir uns befinden, durchstehen. Time Magazine hat kürzlich berichtet, daß ein neues Molekül entdeckt wurde, das in elektronischen Bauelementen eine wichtige Rolle spielt: Organische Qualität mit digitaler Kontrolle, das könnte der Beginn eines neuen Zeitalters sein. Vielleicht sind wir im Jahr 2005 oder 2010 so weit, daß Computer die Kapazität haben werden, zu fühlen oder zu denken. Musik wird davon profitieren. Dann wird es eine Qualität der Wiedergabe geben, die selbst das alte Analogverfahren übertrifft. All die Musiker, die zwischen 1980 und 2010 arbeiten, haben Pech gehabt: Ihre Arbeit wird verlorengehen und umsonst gewesen sein.
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Guitar fightin' the TV! ain't singin' for politicians, ain't singin' for spuds: This Note's For You! http://www.neilyoung.com/lwwtoday/index.html