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Senol PirgonDünne Produktion? Hallo!? Elementar, würde ich das nennen. Es ist doch grundsätzlich lobenswert, mal keine Breitwand-Gitarren aufzufahren. Das wird uns dank Emo, NuMetal und NuRock zur Genüge serviert. Eher ist der simple, fast-cleane Gitarrensound sehr passend zu den kreiselnden, niedlichen Melodien. Über die Afro-Rhythmen ließe sich streiten. Ich jedenfalls mag sie sehr – ebenso die Arrangements auf „M79“, die ein wenig nach Festsaal und Kunstlied klingen.
UDWBei VW machen vor allem die Gitarren den afrikanischen Rhythmus, nicht das Schlagwerk.
Senol PirgonIch ergänze: Über die (Notwendigkeit der) Authenzität der Afro-Rhythmen ließe sich streiten. Aber wie Rossi kürzlich feststellte: Popmusik lebt von Vielfalt (Eklektizismus, hat er gesagt) (und Entdeckungswillen, sage ich). Und da so junge Burschen weder Busch noch Regentanz vermitteln müssen, sei es ihnen gegönnt, das wenigstens ansatzweise zu imitieren.
Hallo Senol! :wave:
Was mich stört, ist nicht, dass Vampire Weekend keine „Breitwandgitarren“ verwenden, sondern dass die Produktion sehr abgehackt und wenig zusammenhängend klingt. Immer wieder setzt ein Instrument ein, spielt eine kurze Zeit und verschwindet dann wieder (oder wiederholt sich von da an für den Rest des Liedes) . Was darüber hinaus in den einzelnen Songs musikalisch passiert, ist so unglaublich banal, dass ich den Eindruck habe, die Band würde einfach nach Elementen aus dem Ethno- und Popbaukasten von Pro-Tools suchen und die in einigermaßen stimmiger Form zusammenbauen. Da mal eine Gitarrenlinie, dann Percussion, dann ein Keyboard, die alle einfachste Elemente spielen. Es gibt auch Momente, in denen die Band besser zusammenarbeitet, aber im Allgemeinen vermisse ich, dass die Band nach Band klingt, also nach einer organischen Einheit, die zusammengewachsen ist.
Das macht das Album nicht unhörbar, aber leider vollkommen durchschaubar. Die langweilige Mittelklassewelt, die Vampire Weekend beschreiben, macht das Ganze auch nicht besser. Böse Professoren an der Uni, harmlose Liebschaften, was junge Leute halt so machen, bisschen Party, bisschen Alkohol und gutgemeinte Warnungen. Alles schön und gut, nur hat das den Hype nicht verdient. Dem Ganzen fehlt die Spannung, das Element der Gefahr. Diese Musik ist mir zu harmlos und nichtssagend.
Die Frage der Authenzität spielt übrigens für mich in diesem Zusammenhang keine Rolle. Wenn die Band afrikanische Rhythmen verwenden wollten, dann würde ich sie nicht kritisieren. Aber das machen sie ja nicht, weder im Schlagzeug noch in den Gitarren (keine Ahnung, worauf UDW hinauswill) oder sonst irgendetwo. Ihre Instrumente klingen nur ein wenig so, als hätte man einem Alien beschrieben, wie afrikanische Musik klingt und das hätte dann versucht, es nachzubilden. Ich habe schon gar nichts gegen Vielfalt, ich habe aber etwas dagegen, dass eine Band mir vorgaugelt, hier würde etwas musikalisch aufregendes passieren, während in Wirklichkeit relativ wenig auch nur interessant ist.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.