Re: Robert Plant & Alison Krauss Tour 2008

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janpp

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@zoso: die Setlist ist definitiv falsch, es gab auf jeden Fall 4 Zugaben, ich meine sogar 5.

Ich könnte soviel schreiben, belasse es aber bei dem Wesentlichen.
Freute ich mich bei der Abholung der Karten (es müssen dutzende gewonnen zu haben, mind. 4 verschiedene Medien haben Karten verlost) schon auf einen Platz in Reihe 4, stellt sich das natürlich als Reihe 4 im hintersten Block heraus. Machte aber nichts, Tina und ich schlichen uns in der stockdunklen Halle nach vorne (Support Scott Matthews mit seinem Trio hatte leider schon vor 8 begonnen, sehr geschmackvoller Folk-Blues) und besetzten freie Plätze ganz vorne seitlich mit guter Sicht.
Ich hatte – nicht zuletzt ob der sterilen Atmosphäre in der Halle – mit einem Standard-Set gerechnet, umso erfreuter war ich über die Entwicklung, die der Abend nahm. Die ersten 6-7 Songs spielen sie wohl bei fast jedem Konzert so oder ähnlich, um warm zu werden, dann aber wurde das set-up der Band ständig verändert und fast jeder in der Band bekam seinen Auftritt. Black Dog war natürlich großartig mit dem stark verlangsamtem Tempo und den gemeinsamen eher gehauchten als gesungenen vocals, aber erstes richtiger Höhepunkt war für mich „In the mood“, dieses gern übersehene frühe Highlight von Plants 2. Soloalbum 1983. Danach der 2. Zep-Song, Black Country Woman, bei dem anders als beim Original zur Gitarrenbegleitung nicht nach der Hälfte ein stampfender Schlagzeugbeat einsetzte, sondern die ganze Band sachte zu swingen begann.

Nachfolgend hatte Producer/Gitarrist T-Bone Burnett, der ja sogar auf allen erwähnt wurde seine Solo-Show, er performte Shut It Tight und Bon Temps Roule und Plant und Krauss verschwanden. Wie er selbst ganz richtig erkannte, konnte er stimmlich nicht wirklich mit den beiden mithalten, die Songs waren aber solide, schon anders als der Rest, aber wie anders, habe ich vergessen. Dann wiederum Alisons alleiniger Auftritt für 2 Songs, Robert hielt sich im Hintergrund und sang background vocals. Als nächstes DER Gänsehaut-Moment des Abends und für mich einer der besten Konzert-Momente, die ich je erlebt habe: Krauss singt a capella das Spiritual „Down to the River to pray“, manchen bekannt vom „O Brother Where Art Thou“ Soundtrack (produziet von T-Bone Burnett). Plötzlich gesellen sich Plant und 2 aus der Band dazu und singen absolut harmonisch und wundervoll, angeleuchtet von zwei simplen Spots in ein Mikro. Magisch. Es wurde einfach immer besser, The Battle of Evermore, Please Read the Letter, Gone Gone Gone – die Band harmonierte einfach fantastisch, der großartige Jay Bellrose an den drums hatte zu diesem Zeitpunkt seine schweren Klöppel schon gegen richtige sticks eingetauscht, wenn ich recht erinnere, und Burnett schwitzte und arbeitet und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
Während der Zugaben gab endlich das Publikum seine Zurückhaltung auf (die emotionalsten Momente bisher waren die „Whole Lotta Love“ oder „Stairway“ Zwischenrufe gewesen) und drängte in den Gang vor der Bühne, die Ordner hielten nicht lange stand. Plant wirkte enthusiastisch, von nahem etwas müde, mit schweren Augen, auf eine etwas großväterliche Weise (genauso ging er auch mit Krauss um, da war wirklich der von Sonic erwähnte Abstand, aber ein zärtlicher Abstand, durchaus mit Annäherungen und Berührungen, aber mehr so sachte und liebevoll wie ein Großvater mit seiner Enkelin umgeht). Nach dem ersten Zugabenblock ging schon die Musik vom Band los, aber die Band wurde nochmal rausgeklatscht. Plant: „You’re right, you’re right, we can’t finish with THAT song.“ und dann When the levee breaks, der perfekte Abschluss, eingebunden darin im medley noch ein weiterer Song. Nach ca. 130min Schluss, hinaus in die warme Nacht.

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RAUSCHEN Akustische Irritationen aus Folk, Jazz & beyond. Jeden 2. und 4. Dienstag, 19 Uhr. Auf Tide 96.0. http://www.mixcloud.com/Rauschen/[/URL]