Re: Thoms 6-Sterne-Skala (einschl. Diskussion)

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marbeck
Keine Lust, mir etwas auszudenken

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WolfenMarBeck: irgendwie frustrierend für die (bisherigen) Durchschnittsberechner.
Und der Vorstand der Schrebergartenkolonie hat jetzt auch keine wirklichen Argumente mehr für 5 Gartenzwerge anstatt 6. Außer dem einen: es war schon immer so und alles andere verwirrt nur.

Na ja, wenn man sich einig wäre, dass die Sterne ordinal skaliert sind und dass man den Median als „Durchschnittswert“ nehmen würde, dann wäre es notwendig (irgend)eine einheitliche Skalierung zu wählen. Wichtig wäre nur, dass die Anzahl der Abstufungen gleich groß ist. Eine 5- und 6-Sterne-Skala lassen auch eine Medianberechnung nicht zu. 5-Sterne-Skalen mit Zwischenschritten wie 1/2 oder 1/4 wären hingegen OK (besser: mit ein wenig Berechnungsaufwand handelbar).

P.S. Wieviele Abstufungen eines solche Ordinalskala haben sollte, z.B. 5 oder 6 oder irgend eine andere Zahl, bleibt von den obigen Überlegungen völlig unberührt. Da ich auf diesem Gebiet kein Experte bin, hier ein Zitat, in dem auf die Frage „Anzahl der Skalenpunkte“ und „gerade vs. ungerade Anzahl von Skalenpunkten“ eingegangen wird, also das, was hier eigentlich (auch) Thema ist (sein sollte).

Insbesondere in der Einstellungsmessung spielen Rating-Skalen eine außerordentlich wichtige Rolle. Auch wenn die Umsetzung des Verfahrens grundsätzlich einfach erscheint, gibt es doch eine Reihe von Aspekten, die Beachtung verdienen:

• Anzahl der Skalenpunkte: Je mehr Unterteilungen eine Skala besitzt, desto detaillierter ist die Messung. Da Messgenauigkeit ein Kriterium für die Güte der Messung ist, ließe sich daraus folgern: je differenzierter, desto besser. Dies gilt aber nicht uneingeschränkt: Selbst bei physikalischen Messungen geht man davon aus, dass es sinnlos ist, eine Messung in einer Einheit auszuweisen, die kleiner ist als der Messfehler (z.B. Städteentfernungen in cm). Bei psychometrischen Verfahren spielt der Messfehler eine noch größere Rolle. Von zentraler Bedeutung ist hier die Fähigkeit des Rezipienten zur Einschätzung. So ist z.B. ein Weinexperte wie Robert Parker in der Lage, die Qualität eines Weines auf einer Skala von 50 bis 100 Punkten einzuschätzen. Das differenzierte Urteil mag bei Fachleuten umstritten sein, wird aber in der Regel als begründet akzeptiert, eine vergleichbare Einschätzung eines Laien in diesem Gebiet wäre dagegen aufgrund dessen mangelnder Erfahrung und Differenzierungsfähigkeit völlig inakzeptabel. Würde man vergleichbare Skalen in Befragungen anwenden, so wären geringe Differenzen zwischen einzelnen Personen nicht das Ergebnis der unterschiedlichen zugrundeliegenden „wahren“ Ausprägungen, sondern Fehlervarianz. Ein weiterer Nachteil differenzierter Skalen liegt in der höheren Belastung des Befragten, der sich mit der Aufgabe konfrontiert sieht, übermäßig differenzierte Einschätzungen vorzunehmen.

Am anderen Ende des Kontinuums liegen Skalen, die zu wenig Ausprägungen aufweisen – und damit die Varianz des zugrundeliegenden Merkmals nicht mehr adäquat abbilden. Mit simulierten Daten lässt sich nachweisen, dass Skalen mit vier Ausprägungen oder mehr die Varianz einer zugrundeliegenden kontinuierlichen Skala noch akzeptabel wiedergeben. Die häufig verwendeten Skalenumfänge von 5 – 7 sind ein sowohl statistisch als auch psychologisch guter Kompromiss.

• Gerade vs. ungerade Anzahl von Skalenpunkten: Die Existenz eines Mittelpunkts einer Skala repräsentiert die Existenz einer neutralen Position. Die Tendenz vieler Befragte, Mittelpositionen anzukreuzen, wird dadurch noch verstärkt. Insbesondere, wenn die Endpunkte gegensätzliche Positionen ausdrücken, liegt bei unsicheren Personen die Flucht in die mittlere Position nahe. Häufig wird dieser Skalenpunkt auch als Synonym für „weiß nicht“, oder „keine Meinung“ missbraucht.

Andererseits gibt es Fragen, bei denen eine valide neutrale Position existiert. Das Fehlen einer mittleren Position würde vom Befragten dann mit einer zufälligen Auswahl einer der mittleren Kategorien quittiert werden.

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