Re: Filmmusik (Scores)

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scorechaser

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Film Music Composers Tribute No 2:

Bernard Herrmann (1911-1975)

Bernard Herrmann wurde am 29. Juni 1911 in New York geboren. Er war der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer. Sein Vater sollte ihm schon früh seine Liebe zur Kunst vererben. Er nahm Benny und seinen jüngeren Bruder Louis immer wieder mit ins Theater, die Oper oder auch in Museen. Er war es, der seinen Söhnen das Erlernen eines Musikinstrumentes empfahl. In Benny´s Fall war es die Violine, die er bald brillant beherrschte. Später an der Universität wurde er ein obsessiver Leser, der besonders die Werke von D. H. Lawrence und Eugene O´Neill verschlang. Herrmann studierte auch schon früh die Sinfonien großer Komponisten, wie Charles Ives, der später ein väterlicher Freund werden sollte. Im Alter von 13 Jahren entdeckte Benny das Buch Teatrise on Orchestration, das ein wichtiger Entscheidungshelfer in der Wahl seiner Karriere werden sollte.
Seine eigentliche musikalische Ausbildung begann im Jahre 1927, an der DeWitt Clinton High School, er ging mit dem späteren Komponisten Jerome Moross in eine Klasse. Herrmann war ein schwieriger, aufbrausender Charackter. Wenn etwas nicht seinem Gefallen entsprach, konnte er sehr schnell eingeschnappt und verletzend sein. Doch hatte man mal seine Freundschaft gefunden, war diese ein Leben lang sicher. So geschah diese mit Aaron Copland, George Gershwin und Glenn Gould. Herrmann war ein ausgesprochener Fürsprecher für die modernen Amerikaner wie Copland und Ives, und spielte sie immer wieder in seinen Konzerten mit den New York Philharmonic.
1930 wechselte Herrmann in die berühmte Julliard School, in der auch solche Größen wie Miles Davis die Musik erlernten. 1933 dirigierte Herrmann das New Chamber Orchestrta, und führte seine großen Idole Ives und Bennett auf.
Die Konzerte waren große Erfolge, und Herrmann konnte sich nun voll und ganz der Musik widmen. Im nächsten Jahr wurde Herrmann von CBS und dessen Musikchef Johnny Green engagiert, um deren Radioproduktionen musikalisch zu betreuen. Ausserdem sollte Herrmann Konzerte im Radio aufführen, und man ließ ihm freie Auswahl bei der Wahl der Werke, die er aufführen sollte. So bekamen die Hörer ihnen völlig unbekannte Komponisten wie eben Ives zu hören. Ives sollte ihm das ein Leben lang danken.
Dort lernte Herrmann auch Orson Welles kennen, und die beiden feierten 1938 große Triumphe, als sie H. G.Wells Roman „Krieg der Welten“ als Hörspiel rausbrachten. Viele Zuschauer schalteten erst später in das Hörspiel, und hielten es für bitteren Ernst. Millionen Amerikaner saßen gebannt vor den Radios, und zitterten vor einer realen Invasion aus dem All. Viele gerieten auch in Panik, und versuchten zu fliehen. 1941, nach vielen Aufträgen für Radio und Fernsehen kam dann der große Durchbruch für Herrmann und Welles. Der Magier des Filmes drehte seinen ersten Kinofilm, „Citizen Kane“. Der Film war ein Achtungserfolg, wurde aber erst später zu dem grössten Film aller Zeiten gewählt. Dieser Film wurde für beide das Sprungbrett, und Herrmann sollte sich nun ganz dem Medium Film verschreiben.
Der legendäre Komponist Alfred Newman, der Chef der Musikabteilung bei 20th Century Fox war, entdeckte und förderte Herrmann. Herrmann sollte für das Studio die Musik zu den Filmen Jane Eyre (1943), Hangover Square (1945), Anna and fire King of Siam (1946), The Ghost and Mrs. Muir (1947), und The Day the Earth Stood Still (1951) die Musik schreiben. Später sagte Herrmann, das „The Ghost and Mrs. Muir“ seine beste Arbeit sei.
Bernard Herrrmann begann seine Karriere als Filmmusik-Komponist zu einer Zeit, in der das Golden Age der Filmmusik langsam zu Ende ging. Die großen wie Max Steiner, Erich Wolfgang Korngold oder auch Alfred Newman setzten sich langsam zur Ruhe, und überließen den Jungen das Feld. Zu dieser Zeit formte Herrmann eine der berühmtesten Partnerschaften im Business.
1955 sollte er seinen ersten Film für Alfred Hitchcock komponieren, „The Trouble with Harry“. Die beiden verstanden sich auf Anhieb, das ihre Zusammenarbeit bis „Torn Curtain“ in dem Jahre 1966 hielt. Das Studio wollte einen Pop-Score, während Herrmann eine zutiefst romantische Partitur schrieb. Die beiden sollten nie wieder zusammen arbeiten. Bis dahin entstanden solche Filmevergreens wie „North by Northwest“, „Vertigo“, oder auch „Marnie“.
Ende der 60ger kam das New Hollywood auf, mit Regisseuren wie Dennis Hopper, Arthur Penn, Francis Ford Coppola oder auch Martin Scorsese.
Herrmann, der ein überzeugter Romantiker der Musik war, schien sich mit den Studios nicht mehr arrangieren zu können, und siedelte 1966 nach England über, wo er nach einer gewissen Zeit von diesen neuen Regisseuren wieder entdeckt wurde. Soi wurde er von Francois Truffaut, Brian DePalma und Larry Cohen engagiert, und erlebte in den 70gern eine kleine Renessaince. Seinen letzten Film Score schrieb Bernard Herrman für Martin Scorsese´s „Taxi Driver“. Schon schwer krank starb Bernard Herrmann nur wenige Stunden nach Beendigung der Recording Session für den Film am 24. Dezember 1974.
Er wurde nur 63 Jahre alt.

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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra