Re: Hören Frauen anders Musik?

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flatted-fifth
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KrautathausZiemlich wage, aber ich hatte den Gedanken, daß das Anhäufen von Musik auch eine andere Form des Werbens für das andere (in dem Fall weiblichen) Geschlechts sein könnte.
Nach dem Motto: komm doch zu mir nach Hause und wir werden aus meinem reichhaltigen Angebot sicherlich Musik finden, die Dir auch gefällt.

Es mag sein, dass dies die Motivation für einige ist, doch für die Mehrheit mag ich mir das nicht vorstellen.

Krautathaus Da ich mich der Musik eigentlich fast ausschließlich emotional nähere, würde mich interessieren, warum mich elektronische Musik bisher noch nicht gepackt hat.
Wahrscheinlich, weil ich den Klang auch gerne einem Klangkörper zuordnen möchte, und micht elektronische Beats nicht so packen, wie die Rhythmen aus „natürlichen“ Quellen.

Sicherlich muss noch mehr zusammenkommen, als einen ausgeprägten emotionalen Zugang zur Musik zu besitzen. Die Kultur ist doch sehr verschieden zur „konventionellen“ Popmusik und sowieso funktioniert diese Musik einfach anders. Sie ist zum großen Teil Gebrauchsmusik, daher ist der Sammlergedanke in der elektronischen Musik nicht so ausgeprägt. Die Musik lebt von der Aktualität, was heute auf heavy rotation läuft, ist morgen schon wieder alt und wird nie wieder gespielt; nur die wirklich überragenden Sachen überdauern ihre Zeit. Das sind – neben der Emotionalität – alles Faktoren, auf die man sich einlassen muss, wenn man sich mit elektronischer Musik beschäftigten will.

Krautathaus Aber das ist schon wieder offtopic, bringt mich aber zu folgender Einsicht:

Wenn ich schon nicht die unterschiedliche Herangehensweise an Musik beim eigenen Geschlecht verstehe, wie soll ich sie dann erst recht bei den Frauen verstehen?

Im Grunde spricht das doch für die These, dass die Herangehensweise an Musik nicht unbedingt geschlechterspezifisch sein muss, oder?

Staggerlee[…]2.) Es wurde darauf hingewiesen, das Frauen ebenso sammeln, aber eben mehr Dinge, die den nach innen gereichteten Bereich abdecken. (kann man so sehen, reicht aber weder mir noch Banana Joe als Erklärung aus, genausowenig wie die „rationale“ Herangehensweis“, da Musik natürlich am allermeisten einen emotionalen Gehalt transportiert- richtig interpretiert Banana Joe?).

Jein. Es hängt natürlich stark von der Art der Musik ab, wie viel emotionaler Gehalt vorhanden ist bzw. von der Fähigkeit des Rezipienten, diese Emotionalität greifen zu können (gleiches gilt umgekehrt auch für den Intellekt). Eine rationale Herangehensweise bedeutet ja auch nicht zwangsläufig, sich automatisch nur mit der intellektuellen Seite der Musik auseinander zu setzen. Es bedeutet viel mehr, die Musik in ein vermeintlich gleichförmiges Schema zu packen, um sie besser greifen zu können. Da dies wiederum ebenfalls eine intellektuelle Leistung ist, besteht leicht das Missverständnis, sich nur mit der intellektuellen Seite von Musik zu beschäftigen.

StaggerleeDie entscheidende Frage und da bin ich mit Bananana Joe glaube ich nicht mehr einer Meinung: Ich denke schon, daß wir an einem wesentlichen Kern angelangt sind (siehe meinen obigen Beitrag in Bezug auf „Tanzen“. Welchen emotionalen Inhalt/Aussage transportiert Pop-/Rockmusik, daß er eher Männer als Frauen anspricht? Popmusik spricht (zumindest seit Elvis) traditionell eher das männliche Geschlecht an. Anders formuliert: Welchen geschlechtsspezifischen sexuellen Inhalt transportiert Popmusik, der dem Konstrukt „männliche Sexualität“ eher entspricht? Ich vermute das bis in die 60er/70er der „sexuell befreiende“ Inhalt von Popmusik ausschließlich männliche Phantasien befriedigte (siehe Led Zeppelin/AC/DC…….)[…]

Hier kann ich Dir nicht folgen. Weshalb sind wir nicht mehr einer Meinung? Deine (von mir nichtzitierten) Prognosen jedenfalls würde ich selbst wohl auch so treffen.

StaggerleeEin Punkt ist mir bei deiner These, Banana Joe, noch nicht klar (und es scheint mir ein springender Punkt): Was meinst Du mit physischer Begrenztheit bei Popmusik im Gegensatz zur bildenden Kunst?

Ein Missverständis, sorry. Nicht die Popmusik ist physikalisch begrenzt, sondern die bildene Kunst. Das Kunstwerk dort (Bild, Gemälde, Skulptur,…) ist in der Regel immer ein Unikat und damit begrenzt verfügbar. Um bildene Kunst zu genießen, muss man einen besonderne Ort aufsuchen (Museum, Galerie). Und wenn man sich doch den Luxus einer privaten Kunstsammlung gönnen kann (oder meinetwegen mit Kopien vorlieb nimmt), wird diese allein als Platzgründen (physikalische Begrenztheit again) nicht die Ausmaße einer Musiksammlung annehmen können. Diese Faktoren beeinflussen in erheblichen Maße die Rezeption und vor allem das Konsumverhalten. Ich habe dies allerdings mehr als Randbemerkung geschrieben, einen springenden Punkt sehe ich hier nicht unbedingt. Oder etwa doch?

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