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Eigentlich sollte dieses Album mir den ersten Fünfer seit Blackfield II vor über 2 Jahren bescheren. Aber die Platte ist leider zu lang geworden. Und der zwischenzeitliche Füllstoff, der das Teil auf 78 Minuten (mit Bonus-CD 93 Min) streckt, sorgt nicht etwa für Langeweile, sondern vielmehr für Risse im Rohling.
Entdeckt hab ich Archive 2002 mit ihrem Album „You All Look The Same to Me“, das mit dem überirdischen 16-Minüter „Again“ Explosionen auslöst. Ein grandoises Album, aber ein grenzwertiges Vergnügen bei Nacharbeiten des Backkatalogs. Bis man sich zum Debut „Londinium“ zurückbewegt hat, nimmt die Befremdlichkeit immer etwas mehr zu. „Londinium“ selbst ist schließlich reiner Triphop, der in meinem musikalischen Kosmos eigentlich gar nicht vorkommt.
Dreht man es andersrum, stellt man aber natürlich ein kolossales Entwicklungspotential der Band fest, das aber auch auf ständiges und konsequentes Wechseln des Line-Ups zurückzuführen ist. „Projektvater“ Darius Keeler hat Umbesetzungen zum Programm gemacht, um seine Band „frisch zu halten“.Unberechenbar waren Archive immer. Auf das rockige und stellenweise brachiale „Noise“ folgte ein Unplugged-Album, das so spartanisch ausfiel dass es den Namen wirklich und ehrlich verdient. „Lights“ orientierte sich wieder keyboardlastiger und überzeugte mit traumhaften Kompositionen. Diese trugen dann auch die Livescheibe „At the Zenith“, die ein Juwel von einem Livealbum ist, zumal Keeler sich niemals damit zufrieden gibt, die Songs auf der Bühne lediglich zu reproduzieren.
Und nun „Controlling Crowds“. Ein dreiteiliges Konzeptalbum, das aber keine Geschichte erzählt, und zu dem es noch einen vierten Teil geben wird, der das nächste Album ausmachen soll. Auch diese Platte hätte ein Fünfsterner werden können, wäre nicht ein gewisser Rosko John, ein Rapper und Gründungsmitglied von Archive, nach 12 Jahren zurückgekehrt. Und er bekommt Raum für sein Wirken. Beim fünften Track „Quiet Time“ geht das auch noch gut, weil der noch ins Konzept paßt. Was dann aber ansatzweise in „Clones“ (hier schaut ohne Vorwarnung die Fratze von Prodigy um die Ecke), und volles Brett in „Bastardised Ink“ und „Razed to the Ground“ abgeht, zerstört das Album.
Die Produktion ist großartig, die Liste der Gastmusiker und Gastvocalisten lang und länger, Kompositionen und Melodien gewohnt raffiniert. Dass es noch mal ein großes Stück elektronischer zugeht, als auf „Lights“ hätte auch kein Problem sein müssen, weil das lange wohldosiert und mit ganz viel Gefühl geschieht. Immerhin reicht der ungetrübte Genuss für eine satte Dreiviertelstunde. Eingebettet in die fantastischen Zehnminüter „Controlling Crowds“ und „Collapse/Collide“ (absolut hypnotisch) fügen sich auch die restlichen Songs in ein *****-Erlebnis ein. Der Übergang zu den folgenden 30 Minuten kommt dann unvermittelt und jäh. Plötzlich ist man in einem Alptraum der irgendwo in einem Detroiter Ghetto zu spielen scheint. Zwar hören wir immer noch Archive, deshalb gibt es jetzt auch keine dreißigminütige Triphop-Vollbedienung, aber die Athmospäre ist weg. Die guten Ansätze (Kings of Speed ist für sich nochmal großartig) dringen nicht mehr durch. Das Album hangelt sich im Blindflug bis zur Schlußnummer „Unreal“, die dann wenigstens den angemessenen Abschluss findet.
Selten ein Album gehört, dass mittendrin dermaßen ausbricht und abtaucht. Auf 60 Minuten gekürzt hätten Archive wohl einmal mehr das Album des Jahres abgeschossen. Aber im Komplettdurchgang wird es so anstrengend, dass wohl ein kompletter Stern flöten geht.
Ein Pflichtkauf isses trotzdem.--
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WerbungDie Stimme von Pollard Berrier ist ja nicht so mein Ding, muss ich sagen. Insofern find ich die gerappten Stücke gar nicht mal so schlecht. Offen gestanden gefällt mir bisher Bastardised Ink am besten von der ganzen Scheibe.
Ich will Craig Walker zurück. :roll:
(Obwohl ich heute auf seiner Myspace-Seite war, und was da lief, gefiel mir überhaupt nicht.)--
C'mon Granddad!@ CTTE
In der „eclipsed 06/2009“ (die Du ja auch regelmäßig liest:-)) wird insbesondere vor den Songs 5, 8 und 12 (die Rap-Dinger eindringlich) gewarnt.
Meinst Du auch diese?--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Rolldr.music@ CTTE
In der „eclipsed 06/2009“ (die Du ja auch regelmäßig liest:-)) wird insbesondere vor den Songs 5, 8 und 12 (die Rap-Dinger eindringlich) gewarnt.
Meinst Du auch diese?Die 5 find ich noch O.K. Die paßt sogar ganz nett in die Stimmung. Bei mir stehen die Haare erst bei Track 7 zu Berge, der nach 2 Minuten plötzlich völlig aus dem Film rauskippt. Vor 8 und 12 ist man dann quasi gewarnt, aber die meinte ich auch.
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Die Tracks, vor denen gewarnt wurde, empfinde ich nicht als störend, sondern als gut in das gesamte Machwerk integriert, und bei 78 Minuten Laufzeit durchaus als willkommenen Ausgleich zu all dem Schönklang. Insgesamt ein gutes Album, dessen Anschaffung sich alleine schon wegen Collapse/Collide lohnt, dem bisher besten Track des Jahres.
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Sandhead….sondern als gut in das gesamte Machwerk integriert….
Ihren Sympathiebonus haben Archive seit ihrem spannenden Erstling „Londinium“ schon des öfteren strapaziert durch statische und mitunter sehr kalkuliert klingende Alben. „Machwerk“ scheint eine durchaus zutreffende Umschreibung für „Controlling Crowds“ zu sein.
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Weiß jemand, ob da ein Vinyl-Release geplant ist?
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!bomberalfi“Machwerk“ scheint eine durchaus zutreffende Umschreibung für „Controlling Crowds“ zu sein.
Holla, so schlimm ist es doch nun auch nun wieder nicht.
Ich muss ja sagen, für mich waren Archive nie eine Album-Band. Selbst You All Look The Same To Me hab ich selten von A bis Z durchgehört. Sie schaffen es immer wieder, mich mit einzelnen Tracks zu packen, aber auf Albenlänge haben sie mich noch nie überzeugt. Insofern bin ich auch bei Controlling Crowds wohl etwas gnädiger, aber „Machwerk“ finde ich dann doch ein bisschen zu heftig.
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C'mon Granddad!TheMagneticFieldWeiß jemand, ob da ein Vinyl-Release geplant ist?
Kaum. Als Vinyl ist mir Archive überhaupt noch nie begegnet.
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„You All…“ gibt es auf Vinyl.
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Tatsächlich. Bei Amazon.uk wird im Marketplace eine Einzige angeboten. Sogar zu ´nem nahezu günstigen Preis.
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Am 16. Oktober erscheint bereits das im Eröffnungposting erwähnte nächste Archive-Album „Controlling Crowds Part IV“.
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Ja, in 2 Tagen isses soweit. Aber wie soll man das dann eigentlich werten. Als eigenständiges neues Album, oder als Nachhut des ersten Teils ?
Käuflich erwerben kann man Part IV sowohl einzeln, wie auch als Disc 2 einer Doppel-CD, deren erste Disc logischerweise Part I – III enthält.
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Close to the edgeJa, in 2 Tagen isses soweit. Aber wie soll man das dann eigentlich werten. Als eigenständiges neues Album, oder als Nachhut des ersten Teils ?
Käuflich erwerben kann man Part IV sowohl einzeln, wie auch als Disc 2 einer Doppel-CD, deren erste Disc logischerweise Part I – III enthält.
Die Preispolitik bei amazon.de ist scho´ lustig. Die Einzel-CD für 17,99€ – die Doppel CD mit dem Vorgänger für 19,99 €. Vielleicht greife ich doch nochmal zu – nach „Noise“ hatte ich ein wenig das Interesse verloren…
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...WO finde ich WO? [/COLOR]Also ich bin grad ein Mal durch. CC IV ist ein schönes eigenständiges Album mit viel Augenmerk auf Songcharakter. Unspektakulärer vielleicht weil es keine monumentalen Longtracks gibt, aber traumhafte Melodien in mitunter zurückhaltend produzierten Songs.
Ganz ohne Rap-Attacken (wie ja auf CC I-III schon) gehts hier auch nicht, aber die sind schwach dosiert und besser ins Album eingepaßt.Anspieltipps vorab mal „The Feeling Of Loosing Everything“, „Come On Get High“ und der mit 7 Minuten längste Titel „The Empty Bottle“.
Noch zwei, drei Durchgänge, und ich werde mich in das Teil verliebt haben. :liebe:
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Schlagwörter: Archive
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