Re: Claus 7" Faves

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clau
Coffee Bar Cat

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THE APPLEJACKS – Tell Me When (UK Decca F 11833) 1964

Wie so viele englische Bands der frühen Sechziger begannen auch die Applejacks als Skiffle-Group, spielten in in kleinen Clubs und änderten ihren Sound dann mehr und mehr in Richtung Rock’n’Roll. Angeblich bestand der Kern der sechs-köpfigen Band aus Schulkameraden. Ihr Rektor soll sie 1963 vor die Wahl gestellt haben, sich entweder für die Schule oder aber für eine Karriere als Musiker zu entscheiden. Ende 1963 unterschrieb die Gruppe einen Plattenvertrag bei Decca. Im Februar 1964 erschien dann in England die erste Single der Applejacks, „Tell Me When“. Sie schaffte es bis auf Platz 7 der britischen Charts, ein Erfolg den die Band danach nicht mehr wiederholen konnte. Ungewöhnlich für die damalige Zeit: die Applejacks hatten mit der Bassistin Megan Davies ein weibliches Mitglied.
Der Track selbst ist eine tanzbare, poppige Beat-Nummer. Sehr eingängig und „clean“ und mit einem guten, leicht überkandidelten Gesang. Die Flipside „Baby Jane“ schrieb übrigens ein gewisser Pete Dello.

Für die englische Erstpressung Single habe ich in sehr gutem Zustand (ex+) 3,-GBP gezahlt. Wie so gut wie alle englischen Singles dieser Jahre erschien auch diese im Company Sleeve (oder auch Firmenlochcover). Es existiert auch eine deutsche Ausgabe im Picture Sleeve, diese ist aber vor allem im guten Zustand sehr selten und teuer (mind. 50,-€). Die Applejacks haben noch ein paar weitere gute Singles gemacht, welche ich hier bei Gelegenheit vorstellen werde.

THE BYRDS – Eight Miles High (D CBS 2067) 1966

Die für mich beste Single der Byrds. Ich weiß nicht was genau es ist, die zwölfsaitige Rickenbacker oder Roger McGuinn’s Spiel, welche diese Mystik ausstrahlt, deren Bann man sich nur schwerlich entziehen kann. Zwar ist die Single nur knapp über dreieinhalb Minuten lang, aber jedes mal, wenn ich sie höre kommt es mir vor, als dauere sie mindestens ein halbe Stunde. So intensiv ist das vom Jazz beeinflußte Gitarrespiel, der gedämpft vorgetragene Gesang und das die Protagonisten geradeso zusammenhaltende Arrangement.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich diese Single das erste mal hörte, vermutlich irgendwann Anfang der Achtziger im Radio. Ich weiß aber noch ganz genau, wann mich diese Single gepackt hat. Das war 1988. Traditionell lud mein damaliger Französischlehrer den Kurs mit der besten Durchschnittsnote am Ende eines jeden Halbjahres zu sich nach Hause zum gemütlichen Beisammensein ein, eine Auszeichnung quasi. In jenem Jahr war mein Kurs der beste. Angekommen, Kaffee und Tee getrunken, Kuchen gegessen, des Lehrers langweilige Geschichten angehört. Zu späterer Stunde kam dann der französische (natürlich) Rotwein auf den Tisch und der Lehrer fragte in die Runde, ob denn jemand die Byrds kenne. „Klar!“ sagte ich. Meine Antwort reichte dann als Anlaß, eine Best-Of-Byrds LP aufzulegen. Und nach ein paar Liedern kam es dann. „Eight Miles High“. Es durchfuhr mich durch Mark und Bein und McGuinn hatte sein Intro noch nicht ganz fertig, da hatte ich das Cover der LP schon in der Hand um nachzusehen, was das denn war. Klar, ich kannte die Beatles und die Stones, die Who und die Doors, Pink Floyd. Aber auf keiner meiner LPs hatte jemand so Gitarre gespielt. Das mußte ich haben…

Der Zustand meiner Single ist lange nicht perfekt (vg+), aber allemal gut genug, um mir immer wieder große Freude zu bereiten, allein das schöne Picture Sleeve ist die Anschaffung wert. Ich habe sie vor ein paar Monaten auf einer Plattenbörse in Rendsburg für 4,-€ erstanden. Sie scheint in der deutschen Version ziemlich selten zu sein, bei eBay habe ich noch nie eine gesehen.

THE CREATION – Making Time (UK Planet PLF 116) 1966

Über The Creation ist wohl das meiste bereits gesagt, auch in diesem Forum. Sie waren in Deutschland wesentlich erfolgreicher als in ihrer Heimat und sie wurden von Shel Talmy produziert. Shel Talmy, der Produzent, der für den Sound der frühen Singles von The Who und den Kinks verantwortlich war. 1966 gründete er sein eigenes Schallplatten-Label, Planet Records. Auf diesem erschien noch im gleichen Jahr „Making Time“, das Debut einer der härtesten Bands dieser Zeit: The Creation. The Creation hatten schon in ähnlicher Besetzung unter dem Namen The Mark Four von 1964 an ein paar Singles veröffentlicht (Sollte jemand diese kennen, so möge er mir doch bitte berichten). 1968 spielte Ron Wood ein paar Monate bei der Band, bevor er zu den Faces wechselte.
„Making Time“ ist für mich eine der ganz großen Pop-Art-Singles aus dieser Zeit und steht in einer Reihe mit den besten Who und Kinks Singles. Ungeheuer fesselnd, wie sich die Gitarre unbarmherzig ihrer Bestimmung nähert, von einem Geigenbogen gespielt zu werden. Das hat es vorher noch nicht gegeben, heißt es. Und wenn schon…

Bei der hier vorgestellten Single handelt es sich um das englische Original auf Planet. Die Singles dieses Labels sind sehr selten und entsprechend teuer. Mein gut erhaltenes Exemplar (ex-) habe ich für vergleichsweise günstige 18,-GBP erstanden, leider ohne das originale Planet Company Sleeve (sollte jemand zufällig ein Planet Sleeve übrig haben, bitte melden). Die deutsche Ausgabe der Single hat ein sehr schönes Picture Sleeve, ist sehr gesucht und teuer, es wird wohl schwer, ein sehr gut erhaltenes Exemplar für unter 100,-€ zu bekommen.

Mein Ranking für diese Runde:
1. THE BYRDS – Eight Miles High *****
2. THE CREATION – Making Time *****
3. THE APPLEJACKS – Tell Me When ****

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How does it feel to be one of the beautiful people?