Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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nicht_vom_forum

Registriert seit: 18.01.2009

Beiträge: 6,438

lathoIn einer Musikkritik würde ich nicht erwarten, dass der Autor sich auf die Ebene von handwerklichen Veränderungen begibt. Klar, stellt beispielsweise ein Gitarrist seien Spielweise um („spielt jetzt wie John Fahey“), dann ist das erwähnenswert, ich wüsste aber nicht, wozu man dazu Gitarre spielen können muss.

Klar. Ich meine aber auch nicht handwerkliche Veränderungen im Sinne von „spielt jetzt schwieriger zu greifende Akkorde“ sondern Veränderungen/Merkmale im Sinn von „ist jetzt harmonisch komplexer“ oder „ist ein abgewandeltes Blues-Schema“. Und da geht es narürlich nicht darum, dass nur Gitarristen andere Gitarristen beurteilen „dürfen“; aber schon mal in irgeneiner Form selbst Musik gemacht zu haben, hilft m. E. schon und erweitert den Horizont. Es kann ja auch nicht das Ziel einer Musikkritik sein, die akustischen Aspekte völlig außen vor zu lassen.

Ein Clapton hätte mir damals wahrscheinlich gar nichts erklären können (selbst wenn er nüchtern gewesen wäre). Ich erwarte von einem Musikkritiker Verständnis für die Musik („Pistols: Ein Haufen Gestörter, kann nicht eine gerade Note spielen“ würde mir nichts bringen). Wenn es dann gut und mitreißend geschrieben ist, wozu brauche ich dann zwingend eine Erörterung der Strukturen? Eine gute Kritik kann ich auch gut nach Anhören des Werkes lesen, dass ist eigentlich mein einziges Kriterium. Wenn Sachkenntnis dabei ist, prima! Aber nicht notwendigerweise Sachkenntnis zum Thema Instrumente.

Von „Erörterung“ habe ich ja nichts geschrieben. Aber auch (z. B.) unabhängig von der Auswahl der Titel allein aufgrund der Musik erkennen und begründen/zeigen zu können, dass Led Zeppelin eine Weiterentwicklung des Blues sind, ist eine Kompetenz, die ich bei einem Musikkritiker schon erwarten würde. Und solche Grundmuster erkennt man eben besser, wenn man selbst mal Musik gemacht hat. Klar geht’s auch ohne und es ist auch keine Garantie für gute Kritiken, aber ich denke, es hilft.

Komponist ǂ Kritiker, ich sehe da keine Vergleichsmöglichkeiten.

Mir ging’s nur um den Aspekt, dass ein Komponist theoretisch auch ohne Instrumentenkenntnisse arbeiten könnte, es aber praktisch zu Problemen führt.

Und sie ausdrücken kann…

Dem habe ich ja schon zugestimmt.

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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick