Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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nicht_vom_forum

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lathoWer gut Gitarre spielen kann (und was ist „gut“?), der kann vielleicht die Qualität des Gitarrenspiels beurteilen, es geht aber um die Beurteilung der Musik, also der Gesamtheit dessen, „was hinten herauskommt“.

Dieser Gesamtheit wird man aber nicht gerecht, wenn man sich ausschließlich auf die Beurteilung der kulturellen Aspekte der Musik beschränkt, ohne den technisch/theoretisch/handwerklichen Teil wenigstens zu betrachten. Dabei geht’s natürlich nicht darum, dass handwerklich besser auch zwingend künstlerisch besser bedeuten muss, aber z. B. die Betrachtung der musikalische Entwicklung von Miles Davis oder den Beatles bleibt ohne Berücksichtigung der handwerklich/theoretischen Aspekte unvollständig.

Sonst müsste man ja für eine „Musikkritik“ erstmal ein Team von Musikern zusammenstellen, die jeweils ihren Bereich beurteilen. Völlig absurde Vorstellung. Musikkritiker beurteilen die Musik, nicht das individuelle Können der Musiker. Sonst wären wir wieder in den 70ern, wo jemand wie Clapton auf jeden Fall besser war als die Sex Pistols, die ja nichts so richtig konnten – obwohl, da hätten so einige wohl nichts dagegen, wieder in der Zeit des vollen Haupthaares zu sein.

Zustimmung. Aber ein Clapton hätte Dir besser erklären können, was er (musikalisch) macht – und was die Sex Pistols musikalisch machen. Und dieses Verständnis schadet auch einem Kritiker nicht. Es geht ja bei den Vorteilen, die das Spielen eines Instruments hinsichtlich der Auswirkungen auf den Blick auf Musik bringt auch nicht primär um das Können am Instrument oder das Beurteilen davon, sondern um das Verständnis von musikalischen Strukturen.

Umgekehrt ist das Spielen eines Instruments natürlich auch nicht notwendig, erleichtert aber den Zugang. Es ist ja kein Zufall, dass wohl jeder Komponist ein oder mehrere Instrumente spielt – auch wenn es prinzipiell auch ohne geht.

Zum zweiten: Das Können eines Musikkritikers liegt im Verfassen von Texten – schließlich geht es darum , eine Meinung in Worte zu fassen.

Richtig. Allerdings hilft es auch, wenn man überhaupt eine begründete Meinung hat. ;-)

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