Startseite › Foren › Abt. „Nebenwelten mit Gehalt“ › Meet & Greet › Come together › Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread › Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread
Herr RossiMan kann es nicht oft genug betonen: Dass Kinder- und Jugendbücher dem jeweiligen Zeitgeist angepasst werden, ist absolut nichts neues. Man vergleiche einfach mal beliebige Ausgaben von Grimms Märchen aus unterschiedlichsten Zeiten mit der Erstausgabe – und Wilhelm Grimm hat selbst schon von Auflage zu Auflage die Geschichten immer mehr dem Publikumsgeschmack angepasst und scheinbar Unzumutbares geglättet. Wie man das bewertet, ist noch eine andere Frage.
Klar, das habe ich ja geschrieben, dass manche Änderungen durchaus sinnvoll sind. Im Falle von Huck Finn sind sie es eben nicht.
Nachdem du die Gebrüder Grimm ansprichst, ich hatte da ein Kurzmärchen im Hinterkopf (Die klare Sonne bringt’s an den Tag) und habe vorhin in meiner Ausgabe von 1957 noch mal nachgelesen, weil es doch schon sehr weit weg war.
Da finde ich es zum Beispiel befremdlich, ein Jude wird ausgeraubt und ermordet, er ist also mal nicht der Böse, dennoch wird er dargestellt als jemand, der natürlich Geld hat („Du hast doch Geld, und das soll auch heraus!“).
Die ansonsten großartigen Illustrationen wirken, speziell bei diesem Märchen, wiederum auch sehr eigenartig (Jude mit Bart und krummer Nase). 12 Jahre nach dem Krieg hätte man das sicherlich anders machen können und sollen.
Wobei ich dem ja wohl sehr anerkannten Illustrator Fritz Fischer nichts unterstellen möchte, er scheint ja bekannt und anerkannt zu sein (ich kannte seinen Namen bis eben nicht).
--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102