Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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@ Hat and beard: Ich glaube, Du missverstehst mich. Rassismus könnte mir nicht ferner liegen. Die in Deutschland mitunter an den Tag gelegte, verbissene Political Correctness befremdet mich allerdings. Nein, eigentlich amüsiert sie mich eher. Wenn es darum geht, Wörter aus historischen Büchern mit diesbezüglich eindeutig kritischem Kontext zu streichen, bin ich allerdings weder befremdet noch amüsiert, sondern entsetzt.

Zum Begriff Asylant: Statt sich auf besagter Sitzung des Freundeskreises Asyl mit den wirklich wichtigen Themen zu beschäftigen, entstand zunächst eine Diskussion um die korrekte Bezeichnung und den Begriff Asylant habe dabei nicht ich ins Spiel gebracht. Für mich war Asylant, vielleicht war und bin ich da etwas naiv, bis dahin nicht negativ besetzt, auch wenn ich das Wort eher selten gebrauche. Ich hatte mir dazu schlicht keine tieferen Gedanken gemacht. Bei der mir gestern im Radio begegneten Argumentation, dass man mit diesem Wort das negative Scheinasylant verbindet, warte ich eigentlich nur darauf, wann auch Flüchtling zum Unwort wird, weil es mit Wirtschaftsflüchtling in Verbindung gebracht werden kann.

Zum Negerkuss und Zigeunerschnitzel: Ich würde nie jemanden als Neger oder Zigeuner bezeichnen, wohlwissend, denjenigen damit zutiefst beleidigen und herabsetzen zu können. Negerkuss oder Zigeunerschnitzel sind für mich persönlich hingegen positiv besetzt. Zumindest verbinde ich damit ausschließlich Bezeichnungen für leckeres (ok Ansichtssache) Essen, die nicht dazu angedacht sind, damit rassistische Äußerungen zu tätigen. Auch dies mag naiv sein. Aber als gebürtiger „Ossi“ bin ich nach der Wende selbst immer wieder und mitunter sehr drastischen Vorurteilen in Verbindung mit diesem Wort begegnet. Ich mag diese Bezeichnung auch dann nicht, wenn sie von „Meinesgleichen“ kommt – gleiches gilt für „Wessi“ – und kann dennoch sehr gut unterscheiden, wann sie herablassend gemeint ist und wann nicht. Vielleicht sehe ich es deshalb mit den Begriffen Negerkuss und Zigeunerschnitzel nicht ganz so eng? Nebenbei: was ist eigentlich mit dem Stück „Zigeunerjunge“ von Alexandra? Nicht, dass das zwingend meine präferierte Musik wäre, aber ich bin bis eben nicht auf den Gedanken gekommen, darin irgendwelchen Rassismus zu suchen.

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Ich brachte meine Vergangenheit im Handgepäck mit. Ihre lagerte irgendwo im Container-Terminal. Als sie ging, benötigte ich einen Seemannssack.