Re: Wörter und Unwörter – Der gepflegte Stilistik-Thread

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

Beiträge: 31,741

fokaOkay. Aber kannst Du es abstellen, wenn Du Hochdeutsch sprichst? Ich vermute: nein. Und genau das regt mich bei den Süddialekten eben auf, am allermeisten bei dem „von dem her“, weil es so oft verwendet wird.

Genauso regt mich bei hochdeutsch sprechenden Hessen oder Pfälzern auf, wenn trotzdem weiter „wie“ statt „als“ gebraucht wird. Dann klingt einfach etwas ignorant und bildungsfern.

Ansonsten liebe ich fast alle Dialekte („vo däm här“ ist im richtigen Kontext herrlich!) und bin stolz, meinen zu beherrschen – in meiner Generation gar nicht mehr selbstverständlich.

Ob ich das abstellen könnte, gute Frage – jedenfalls schimmert mein Ursprung immer wieder durch, wie auch schon diverse Forumsmitglieder auf Treffen bemerkt haben. Und „vo däm här“ sag ich schon öfter mal. ;-)

Aber ich finde das auch ehrlich gesagt nicht tragisch – „bildungsfern“ ist so ein strenges Wort, wenn es um sprachliche Kanten und Toteislöcher geht. Ich finde das eher extrem aufregend, wenn sich bei meiner Generation teilweise Dialekt, Jugendsprache, Slang und Hochdeutsch zu einem neuen Gemisch vereint. Und das wird sich noch weiter entfalten in den kommenden Jahren. Das trägt manchmal etwas schräge und hässliche Blüten, aber schlimm finde ich anderes. Als ich zum ersten Mal in Sachsen war – mein Vater ist beruflich in den 90ern nach Leipzig gezogen – kam ich mir vor wie Columbus, als er merkte, dass er nicht so ganz am rechten Fleck angekommen ist. Heute überkommt mich immer wieder ein euphorisches inneres Grinsen. Aber da ist wahrscheinlich jeder anders, für mich ist Sprache viel zu spannend, als dass ich Grenzen nötig finde.

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Hold on Magnolia to that great highway moon